Wenn ein Unternehmen eine Investition tätigen will, war bis jetzt die Entscheidungsfindung recht einfach. Traditionell wurde die Wirtschaftlichkeit von Investitionen anhand der laufenden Kosten und der erwarteten zukünftigen Rückflüsse beurteilt. Was kostet die Investition und was bringt sie? Doch jetzt soll alles anders werden. Laut Engelbert Dockner Professor an der Donau-Uni Krems und der Universität Wien soll die Formel nun folgendermaßen heißen. Statt Investition= Kosten+ Ertrag soll Investition=Kosten + Ertrag + Option die Devise heißen. Auf die Option kommt es an Im Gegensatz zu traditionellen Methoden berücksichtigt die Theorie der Realoptionen auch den Wert jener Optionen, die mit einem Investitionsprojekt verbunden sein können. So sollte z.B. ein Softwareunternehmen, das expandiert und neue Mitarbeiter einstellt, bei der Beurteilung dieser Investition nicht nur den Wert dieses zusätzlichen Know-How’s für die eigene Softwareproduktion berücksichtigen, sondern auch den Wert erfassen, der durch die Option entsteht, mit diesem Know How später einmal neue Geschäftsbereiche (z.B. Consulting) erschließen zu können. Ein anderes Beispiel könnte lauten. Soll ich als Unternehmer ein Klein-LKW kaufen oder nicht? Wenn man den Real Options-Ansatz einbezieht könnte man folgende Optionen in seine Entscheidungsfindung einbeziehen. Ich kaufe den Fahrzeug in einem Jahr da die steuerlichen Absetzmöglichkeiten interessanter sind, oder der LKW technisch ausgereifter sein wird. "Neues Paradigma" Die Konzepte der Realoptionstheorie lassen sich aus dem Bereich des Wertpapier- und Terminkontrakthandels herleiten, wo die effiziente Verteilung und Bewertung von Risken nun seit mehr als drei Jahrzehnten intensiv betrieben und untersucht wird. So wurde 1997 der Nobelpreis an R. Merton und M. Scholes für ihre Forschungsergebnisse auf diesem Gebiet verliehen. „Die Theorie der Realoptionen erfordert nicht nur neue Methoden zur Investitionsbewertung, sondern stellt ein gänzlich neues Paradigma für strategische Entscheidung des Management dar“ zeigt sich Dockner begeistert. Er hofft darauf, dass der Übergang von trockenen Analysen und Studien zum unternehmerischen Alltag möglichst bald erfolgen wird. (sam)