Wien - Horrend gestiegene Telefonrechnungen und extrem hohe Surfkosten führen nicht selten zum Krach zwischen Netzbetreibern und ihren Kunden. Meist landen die Streithähne nicht gleich beim Richter, sondern bei der Rundfunk- und Telekomregulierungsbehörde RTR.Im Vorjahr waren es vor allem kostenpflichtige Internetdienste, die die RTR-Streitschlichter beschäftigten. Von 1418 Streitschlichtungsverfahren entfielen bereits 336 auf private Telefon- und Internetanbieter. Tendenz steigend. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 waren es nur 106 gewesen. "Häufig sind es so genannte Internet-Dialer-Programme, die den Kunden - oftmals unbemerkt - über kostenpflichtige Mehrwert-nummern (Vorwahl 09xx) ins Internet routen, anstatt mit den kostengünstigen Internet-einwahlnummern der Telekom Austria", sagte Gregor Goldbacher von der Schlichtungsstelle am Dienstag. 8000 Euro Dann sind auch Rechnungen in Höhe von 8000 Euro kein schlechter Witz mehr, sondern Ernst. Zu den undurchsichtigen Wählprogrammen kommt der unbedarfte Internet-User etwa über Webangebote, die als Gratis-service getarnt sind. Ein unbedachter Download kann schwer wiegende Folgen haben, denn ist das Programm einmal am Rechner installiert, wählt sich der PC künftig nur mehr über die Mehrwertnummer ins WWW ein. Eine Minute Surfen kostet dann nicht einige Cent, sondern mehr als zwei Euro. Besonders ausgefuchste Programme halten eine Verbindung über Modem auch dann aufrecht, wenn das Programm längst geschlossen wurde. Fazit: Der Zähler läuft und die Rechnung steigt - völlig unbemerkt. Der einfache Tipp der RTR: Mehrwertnummern beim Betreiber generell sperren lassen, das Modem abschalten, wenn es nicht mehr gebraucht wird und wahllose Programm-Downloads meiden. Kleiner Trost: Geschädigte Kunden, die unwissentlich eine Mehrwertnummer wählten, haben Anspruch auf Schadenersatz. Denn der Betreiber muss bei der Einwahl mitteilen, was die Minute kostet. Selbiges gilt übrigens beim Telefon. (ung, DER STANDARD, Printausgabe 10.7.2002)