Prag - Spitzenpolitiker der damaligen Tschechoslowakei wollten schriftliche Beweise für ein Massaker an Sudetendeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg vernichten. Dies beweist ein Dokument aus dem tschechischen Militär-historischen Archiv, das noch im Jahr 1999 - zehn Jahre nach der Wende - als "geheim" eingestuft war, berichtet die tschechische Tageszeitung "Mlada fronta Dnes". "Die Regierung soll dem Verteidigungsminister und Innenminister auferlegen, ohne Zögern entsprechende Maßnahmen zu treffen, damit die Spuren von oben genannten Taten - wenn es beispielsweise im öffentlichen Interesse ist - beseitigt werden", heißt es im Dokument aus dem Jahr 1947, das der tschechische Historiker Frantisek Hanzlik im Archiv aufgestöbert hat. Unter dem Begriff "oben genannte Taten" werden die Gewalttätigkeiten gemeint, die an der deutschsprachigen Bevölkerung der Tschechoslowakei nach dem Krieg begangen worden waren. "Nur für die Information des Herrn Ministers" "Diese Dokumente beweisen das, was man eher nur ahnte: dass jene, die die Gesetzwidrigkeiten kämpften sollten, sie selbst begangen haben", sagte Hanzlik gegenüber dem Blatt an die Adresse der damaligen tschechoslowakischen Sicherheitskräfte. Unter den Akten, die für das Innenministerium und Verteidigungsministerium bestimmt waren, gibt es auch Dokumente, in denen die einzelnen Massaker an den Sudetendeutschen aufgezählt sind. "Nur für die Information des Herrn Ministers", steht auf dem Kopf der Papiere. Sowohl der damalige Innenminister Vaclav Nosek als auch Verteidigungsminister Ludvik Svoboda beteiligten sich nach Angaben der Zeitung persönlich an den Ermittlungen über ein Massaker an den Sudeteudeutschen im nordböhmischen Usti nad Labem (Aussig an der Elbe), wo die örtlichen Soldaten nach einer Explosion im Munitionslager auf die Deutschen zu schießen begannen. Dutzende der Deutschen wurden dabei getötet. (APA)