Lima - Die peruanische Regierung hat Präsident Alejandro Toledo geschlossen ihren Rücktritt angeboten. Die Entscheidung im Kabinett sei einstimmig gefallen, sagte Arbeitsminister Fernando Villaran am Dienstag im Rundfunk. Gründe für den überraschende Schritt nannte er nicht. Zuvor hatte Außenminister Diego Garcia Sayan bereits seinen Rücktritt eingereicht. Toledo, dessen Popularität nach einem Jahr Amtszeit einen Tiefpunkt erreichte, hatte für den peruanischen Nationalfeiertag am 28. Juli bereits eine Regierungsumbildung angekündigt. In Lima wurde die Einbindung von Oppositionspolitikern ins Kabinett erwartet. Die geplante Regierungsumbildung werde nun vermutlich vorgezogen, sagte Villaran. Presseberichten aus Lima zufolge strebte der in die Kritik geratene Toledo mit der Umbildung eine Öffnung zur Opposition hin an. Am Montagabend hatte er sich mit Ex-Präsident Alan Garcia getroffen, den er bei der Wahl vor einem Jahr knapp schlug. Der Linkspopulist Garcia, der das südamerikanische Land bereits 1985 bis 1990 regierte, tritt für eine nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik und staatliche Investitionen ein. Seine Amtszeit war von einer galoppierenden Inflation in Peru geprägt. Villaran bestätigte auch den Rücktritt von Außenminister Garcia Sayan, der nach Zeitungsberichten durch den derzeitigen peruanischen Botschafter in den USA, Allan Wagner, ersetzt werden soll. Wagner gilt als Vertrauter von Ex-Präsident Garcia. Es war der zweite Rücktritt eines Ministers in der Regierung Toledos binnen drei Wochen. Ende Juni hatte Innenminister Fernando Rospigliosi nach tagelangen gewaltsamen Protesten gegen die Regierung in Lima sein Amt quittiert. Er übernahm zugleich die Verantwortung für den Polizeieinsatz in der südlichen Stadt Arequipa, bei dem zwei Demonstranten starben. Tausende hatten dort gegen die geplante Privatisierung von Energieunternehmen protestiert und Toledo vorgeworfen, damit seine Wahlversprechen zu brechen. Die Regierung legte die umstrittenen Pläne zunächst auf Eis. Toledo war als erster Ureinwohner des Andenstaats vor einem Jahr zum Nachfolger des über eine Bestechungsaffäre gestürzten Präsidenten Alberto Fujimori gewählt worden. Der in den USA ausgebildete Wirtschaftsexperte bildete ein parteiübergreifendes Kabinett aus Wirtschaftsliberalen und Experten, das sich die Umsetzung von Reformen zum Ziel machte. In einer jüngsten Umfrage zeigten sich 76 Prozent der Peruaner unzufrieden mit dem Kurs der Regierung. (APA)