Unternehmen
Raiffeisen will Österreichs größte Bankengruppe werden
Nach Postämter-Schließungen größtes Filialnetz des Landes
Wien - "Wir wollen die größte Bankengruppe in Österreich werden - die größte rein österreichische sind wir schon", setzt der Generaldirektor der Raiffeisen Zentralbank (RZB), Walter Rothensteiner, weiterhin auf eine Wachstumsstrategie. Gemessen an der Zahl der Geschäftsstellen, ist Raiffeisen bereits die Nummer eins im Land. Nach der Schließung zahlreicher Postämter wurde die P.S.K. wieder überholt. Die 607 Raiffeisenbanken verfügen zusammen über 2342 Bankstellen. Auch beim Eigenkapital sieht sich Raiffeisen mit knapp 5,3 Mrd. Euro in der Spitzenposition, gefolgt von Bank Austria Creditanstalt mit 4,9 Mrd. Euro und Erste Bank mit 1,9 Mrd. Euro. Das ist auch einer der Gründe, warum Raiffeisen im Gegensatz zur Sparkassengruppe keine Sek- torkonsolidierung anstrebt. Eine solche würde nur dann Sinn machen, wenn sich daraus Steuervorteile ergeben, was derzeit aber nicht der Fall ist. Den Hauptgrund, warum die Raiffeisengruppe nicht näher zusammenrückt, nannte Rothensteiner auch: "Wir würden keinen tragfähigen Konsens erreichen."
Gemessen am Geschäftsvolumen ist Raiffeisen nur die Nummer zwei in Österreich. Hier führt die Bank-Austria-Gruppe mit einer Bilanzsumme von knapp 160 Mrd. Euro deutlich vor der Raiffeisen-Gruppe mit 110 Mrd. Euro und der Sparkassen-Gruppe mit 99 Mrd. Euro.
Partnersuche
Für die bei der Partnersuche bisher erfolglose Ostbankenholding will Rothensteiner "auf Dauer nichts ausschließen". Sogar ein Börsengang wäre möglich, wenngleich nur als letzte Option. "Das passt nicht zu unserer geschäftspolitischen Denkweise", scheut der RZB-Chef Quartalsvergleich und Analystenberichte. "Meine Aktionäre machen mir genug Druck, da brauche ich keine Börse."
Gegen die von der EU-Kommission verhängte Strafe wegen Behinderung des Wettbewerbs durch den Lombard-Club, die die RZB mit rund 30,5 Mio. Euro trifft, kündigte Rothensteiner Rekurs wegen des Ausmaßes an. Er hofft, dass der Europäische Gerichtshof das Strafausmaß deutlich reduziert. Hinaufgesetzt worden sei es bisher jedenfalls noch nie. (gb, DER STANDARD, Printausgabe 10.7.2002)