Wien - Der Papierfachhandel, der CD-Handel, die Fotohändler und andere Standesvertretungen laufen weiterhin Sturm gegen die Entscheidung der Banken, der insolventen Handelskette Libro noch das Schulgeschäft per 11,5-Millionen-Euro-Kredit zu finanzieren. Zu spät. "Die Sache ist auf Schienen", so ein Insider, Masseverwalter Günther Viehböck hat sich - wie in der Vorwoche berichtet - mit den Lieferanten längst auf Zahlungskonditionen geeinigt.Das Geschäft mit dem Schulbeginn beginnt an sich bereits Anfang Juli. Auch wenn Libro noch nicht ex ist, reißen sich viele um das Erbe der angeschlagenen Kette beim Geschäft mit Heften, Buntstiften, Collegeblocks und Ringbuchmappen - nicht nur die klassischen Papierhändler: Auch die Handelsriesen Billa, Spar, Hofer tigern bereits zu den Lieferanten. Bei Spar heißt es: "Wir verbreitern jedenfalls das Angebot." Drogeriehandel am Sprung Erwartet wird weiters, dass der Drogeriehandel massiv einzusteigen versucht. Vor allem die expansive Ulmer Kette Müller, die mittlerweile sieben große Outlets hierzulande hat, ist ein neuer Player in den Innenstädten, wo außer Libro bisher kein Filialist das Massengeschäft bediente. In den Fachmarktzentren der Peripherie etablierte sich Pagro mit 66 Standorten, bis Herbst sollen 13 weitere stehen. Es geht um einige Millionen: Bei einem Jahresumsatz von zuletzt rund 350 Mio. EURO entfielen bei Libro 25 Prozent auf Papier und Artverwandtes. Theoretisch stünden 90 Mio. EURO zur Verteilung an. Ein Indiz dafür, dass das Verteilen bereits begonnen hat, liefert Anton Stahrlinger, Chef des Welser Papier- und Schreibwarengroßhandels PBS/Skribo und Übernahmeinteressent bei 200 Libro- und Amadeus-Filialen: Seine Firma, eine der größten der Branche, habe 2002 bisher ein zehnprozentiges Umsatzplus geschafft, "gegen den Trend in Europa." Oswald Heimhilcher, Obmann des Bundesgremiums Papierhandels: "Unsere Mitglieder berichten im Schnitt von fünf Prozent Umsatzplus." Man hätte aufgrund der Libro-Krise mehr erwartet, ein Teil des Potenzials - das "Spontangeschäft" - könnte der Wirtschaftsflaute zum Opfer gefallen sein. (Leo Szemeliker, DER STANDARD, Printausgabe 10.7.2002)