Washington/Jerusalem - US-Präsident George W. Bush hat vom israelischen Regierungschef Ariel Sharon einem Beitrag zu den Friedensbemühungen im Nahen Osten gefordert. Sharon hat daraufhin die Gespräche von Außenminister Shimon Peres mit führenden palästinensischen Vertretern als "Hoffnungszeichen" gewürdigt. Nach Rassismusvorwürfen will die israelische Regierung ihr Gesetzesvorhaben noch einmal überdenken, wonach Land aus Staatsbesitz nur noch an Juden verkauft werden soll. Nach der Wiederaufnahme von Gesprächen haben Israelis und Palästinenser die Fortsetzung des Dialogs auf hoher politischer Ebene angekündigt. Wie das Weiße Haus in Washington am Dienstagabend (Ortszeit) verlautbarte, hat Bush in Telefonaten mit Sharon und dem saudiarabischen Kronprinzen Abdullah unterstrichen, dass alle Beteiligten ihren Teil zu den Friedensbemühungen beitragen müssten. Das so genannte Nahost-Quartett aus USA, Russland, EU und UNO will in der kommenden Woche in New York auf hoher Ebene über eine Unterstützung der Reformen der palästinensischen Autonomiebehörde beraten. Sharon stellte in Jerusalem zu den Gesprächen zwischen Peres und führenden palästinensischen Vertretern fest, zwar sei der Frieden noch weit entfernt, "es scheint mir aber, dass eine Art Fenster geöffnet worden ist". Der palästinensische Minister für Kommunalverwaltung, Saeb Erekat, sagte nach dem Treffen mit Peres, er hoffe, dass am Ende der Friedensprozess wiederbelebt werden könne. Peres war auch mit dem neuen palästinensischen Innenminister Abdel Razzek Yahia zusammengetroffen. Peres ließ anschließend erklären: "Das Treffen war gut. Beide Seiten haben die Bedeutung anerkannt, die Gespräche fortzusetzen." Am Dienstag hatte die israelische Polizei die Büros des palästinensischen Jerusalem-Beauftragten Sari Nusseibeh im arabischen Ostteil der Stadt geschlossen. Die israelische Regierung will ihr Gesetzesvorhaben noch einmal überdenken, wonach Land aus Staatsbesitz nur noch an Juden verkauft werden soll. Es solle zunächst geprüft werden, ob tatsächlich die "Notwendigkeit" für ein solches Gesetz bestehe, sagte Kabinettssekretär Gideon Saar am Mittwoch im israelischen Rundfunk. Das Kabinett wolle vor einer endgültigen Entscheidung die Einschätzung von Experten einholen. Nach Presseberichten vom Montag hatten nur zwei Minister am Sonntag gegen das geplante Gesetz gestimmt, das die linksliberale Meretz-Opposition als "rassistisch" einstufte. Mit dem Gesetz will dessen Initiator, der rechtsextreme Abgeordnete Chaim Druckmann, verhindern, dass künftig israelische Araber Häuser und Land in jüdischen Siedlungen erwerben und dort wohnen können. Der Oberste Gerichtshof Israels hatte im März 2000 nach einem fünf Jahre dauernden Musterprozess entschieden, dass arabische Israelis nicht daran gehindert werden dürfen, sich Land, oder ein Haus in einer von Juden bewohnten Siedlung zu kaufen, selbst wenn dieses Land zuvor von der halbstaatlichen Jüdischen Agentur (Jewish Agency) erworben worden sei. Die Diskriminierung arabischer Israelis, die 18 Prozent der israelischen Gesamtbevölkerung ausmachen, sei gesetzeswidrig. Mustafa Barguti, Leiter des Palästinensischen Medizinischen Hilfskomitees und Herausgeber des Internetdienstes "Palästinensischer Monitor", sagte unterdessen im Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung" (München), es werde keinen Palästinenserführer geben, der kollaboriere und den Israels Premier Sharon akzeptieren würde. "Wir sind sein Problem. Um den jüdischen Charakter Israels zu bewahren, gibt es nur ein Mittel: die Zwei-Staaten-Lösung. Diese Lösung will Sharon nicht. Deshalb ist die derzeitige Kampagne für Sharon eine Fortsetzung des Kriegs von 1948. Er will Bedingungen schaffen, welche die Palästinenser zur Auswanderung zwingen. Vielleicht will er unser Leben so erbärmlich machen, dass wir das Land verlassen. Und jene, die bleiben, sollen dann in einem Apartheidsystem leben." (APA/dpa/Reuters)