Budapest - Ein vom ungarischen Parlament eingesetzter Ausschuss wird die Geheimdienst-Vergangenheit des sozialistischen Ministerpräsidenten Peter Medgyessy untersuchen. Das entschied die Volksvertretung am Dienstagabend in Budapest, meldete am Mittwoch der ungarische Rundfunk. Geleitet wird die Kommission von Laszlo Balogh, einem Abgeordneten des oppositionellen konservativen Ungarischen Demokratischen Forums (MDF). Medgyessy musste vor drei Wochen nach Enthüllungen einer oppositionellen Tageszeitung einräumen, dass er zwischen 1977 und 1982 als leitender Beamter des Finanzministeriums auch für die damalige kommunistische Gegenspionage tätig war. Seine Tätigkeit habe sich auf das Erstellen wirtschaftlicher Analysen und auf den Schutz von Dienstgeheimnissen im Zusammenhang mit dem damals von Ungarn betriebenen Beitritt zum Internationalen Währungsfonds (IWF) beschränkt, sagte Medgyessy damals. Er sei weder ein Agent noch ein Spitzel gewesen, beteuerte er. Die Abwehr hatte ihn gemäß der Zeitungsenthüllung als Offizier im besonderen Einsatz im Range eines Oberleutnants geführt. Der parlamentarische Untersuchungsausschuss, der seine Tätigkeit bis Mitte August abschließen wird, soll klären, welchen Aktivitäten Medgyessy in seiner Offiziers-Funktion nachging, und eine politische Bewertung durchführen. Die Nationalversammlung beschloss zugleich die Einsetzung eines weiteren Untersuchungsausschusses, der überprüfen soll, wer von den Mitgliedern aller bisherigen Regierungen seit der Wende für den kommunistischen Geheimdienst tätig gewesen waren. (APA/dpa)