Wien - Die Zahl der Scheidungen in Österreich ist weiter gestiegen. Mittlerweile werden in Österreich satte 46 Prozent eines durchschnittlichen Heiratsjahrgangs vom Scheidungsrichter wieder ins Single-Dasein entlassen. Allein im Vorjahr wurden nach den neuesten Zahlen der Statistik Austria 20.582 Ehen vorzeitig beendet, was einer Steigerung von 5,3 Prozent gegenüber 2000 entspricht. 18.961 Minderjährige wurden so zu "Scheidungswaisen".
Nach den Meldungen der Gerichte setzte sich somit der starke Aufwärtstrend der Jahre 1999 (+3,5 Prozent) und 2000 (+5,6 Prozent) fort. Die Gesamtscheidungsrate, die 1998 "nur" 38,59 von Hundert betragen hatte, stieg auf den nunmehrigen Rekordwert: Exakt 45,97 Prozent aller gegenwärtig geschlossenen Ehen - unter der Voraussetzung von gleich bleibenden ehedauerspezifischen Scheidungsraten wie im Berichtsjahr - werden früher oder später vor dem Scheidungsrichter enden. Trendausnahme Salzburg Abweichend vom gesamtösterreichischen Trend ging die Zahl der Scheidungen im Vorjahr in Salzburg zurück (minus 2,6 Prozent). In Wien und in der Steiermark fiel die Zunahme gegenüber 2000 unterdurchschnittlich aus (plus 3,5 bzw. 4,5 Prozent). Exorbitant hoch die Steigerung in Kärnten (plus 12,1 Prozent) und Vorarlberg (16,7 Prozent). Die höchste Scheidungsrate in der Bundeshauptstadt Die Gesamtscheidungsrate war erwartungsgemäß in Wien mit 59 Prozent am höchsten, gefolgt von Vorarlberg (52,0) und Niederösterreich mit (48,2). Die niedrigsten Werte verzeichneten Oberösterreich mit 37,5 und Tirol mit 37,3 Prozent. 90 Prozent aller Scheidungen im Einvernehmen Laut Statistik Austria erfolgten im vergangenen Jahr 90 Prozent aller Scheidungen im Einvernehmen (18.517 Fälle). Wegen Auflösung der häuslichen Gemeinschaft wurden 791 und wegen anderer Gründe 1.274 Ehen geschieden. Die mittlere Dauer der Partnerschaften betrug 9,5 Jahre, das heißt knapp die Hälfte aller geschiedenen Gemeinschaften dauerte kürzer als neun Jahre. Breakpoint Midlife-Crisis Bei 1,9 Prozent dauerte der Bunde fürs Leben nicht einmal ein Jahr. Auf der anderen Seite hatte fast ein Zehntel der geschiedenen Paare bereits die Silberne Hochzeit hinter sich gebracht. Im Durchschnitt waren die Männer bei der Trennung 40,4 und die Frauen 37,7 Jahre alt. Ein Drittel der geschiedenen Ehen kinderlos Zwar war ein Drittel der geschiedenen Ehen kinderlos geblieben, doch auch so waren 18.961 Minderjährige (unter 19 Jahre) betroffen. Von diesen Buben und Mädchen waren 1.760 zur Zeit der Scheidung der Eltern noch nicht drei Jahre alt, 3.601 im Kindergartenalter (drei bis unter sechs Jahre) und 4.878 im Volksschulalter (sechs bis unter zehn Jahre). (APA) Prammer: "Die Ehe ist keine Lebensversicherung" SPÖ-Bundesfrauenvorsitzende Barbara Prammer reagierte auf die neuesten Scheidungszahlen folgendermaßen: "Die Ehe ist keine Lebensversicherung, deshalb ist die Förderung der Eigenständigkeit der Frauen notwendiger denn je." Gegenüber dem SPÖ-Pressedienst hielt Prammer fest: "Ein sicheres Einkommen, Absicherung bei der Scheidung und eigenes Geld in der Pension sind für Frauen entscheidend."(APA/red)