Finanzen & Börse
Mehrjährige Durststrecke für Aktien
Constantia Privatbank: Wenn Aktienbaisse auf Realwirtschaft übergreift - Negative Folgen von geplatzter New Economy-Blase auf Banken und Versicherungen
Wien - Vielfältige Risiken für die weitere Entwicklung der
internationalen Aktienbörsen und für das "zarte Pflänzchen
Konjunkturerholung" sehen die Kapitalmarktexperten der Constantia
Privatbank. "Die Situation erinnert an Japan in den 90er Jahren nach
dem Platzen der Immobilienblase - kein angenehmer Gedanke", sagte die
Geschäftsführerin der Constantia-Kapitalanlagegesellschaft CPB,
Elisabeth Staudner, am Mittwoch vor Journalisten. Denn der weltweite
Fall der Aktienkurse drohe nun auf die Realwirtschaft überzugreifen.
Bei einem Eintreten dieses Negativszenarios sollten sich Börsianer
auf eine mehrjährige Durststrecke gefasst machen. Bereits jetzt sieht Staudner den wirtschaftliche Aufschwung der
Konjunkturlokomotive USA in Verzug: "Die Erholung ist im Gang, hat
sich aber verlangsamt und scheint schwächer als ursprünglich
erwartet." Nach dem Lageraufbau als erste Phase müssten nun
Investitionsausgaben und der Konsum zum Wachstumsmotor werden. Nur
wachse durch den fortgesetzten Aktienkursverfall die Angst um die
private Altersvorsorge, was sich mittelfristig negativ auf den
privaten Konsum - laut Staudner der wichtigste Konjunkturmotor -
auswirken könne.
Schuldenberge bewirken höhere Kredite
Angesichts der ungeheuren Schuldenberge, die sich die mittlerweile
krisengeschüttelte New Economy in besseren Zeiten aufgehalst hat,
drohen laut Staudner Rückwirkungen auf die Old Economy. Ihre Sorge
gilt daher einerseits den Banken, denn Kreditausfälle in solchen
Dimensionen stellten auch führende Institute vor einige
Schwierigkeiten. In diesem Fall würden Banken vorsichtiger bei der
Kreditvergabe vorgehen und die Kreditkosten steigen, was die
wirtschaftliche Entwicklung verlangsamen würde.
Auf der anderen Seite drohen laut Staudner auch Schwierigkeiten
für die Versicherungsbranche. Neben den enormen Kosten der
Terroranschläge höhle die hartnäckige Baisse an den Aktienmärkten den
Deckungsstock von Lebens- und Kapitalversicherungen aus.
Aufsichtsbehörden der Versicherungsbranche hätten in diesem Punkt
bereits Handlungsbedarf aufgezeigt, was als Warnsignal verstanden
werden sollte.
Anlageempfehlungen auf Sicherheit bedacht
Entsprechend sind die Anlageempfehlungen der Constantia Privatbank
auf Sicherheit bedacht. Wer sich auf das glatte Börsenparkett wagt,
sollte sich über den Sommer defensiv positionieren und die
US-Aktienmärkte zu Gunsten Europas untergewichten - nicht zuletzt
wegen der Erwartung eines weiter nachgebenden US-Dollars. Das
Vertrauen in die Aktienmärkte sei aber nicht zuletzt durch die nicht
abreißende Serie von Bilanzskandalen beschädigt und könne nicht
allein durch die Konjunkturerholung wieder hergestellt werden. Den
Unternehmenszahlen zum zweiten Quartal falle daher größere Bedeutung
als volkswirtschaftlichen Indikatoren zu, da die Investoren auf eine
Erholung der tatsächlichen Unternehmensgewinne warteten.
Unter den Rentenwerten sollten sich Anleger Unternehmensanleihen
näher ansehen, da diese bereits beachtliche Renditen erreicht hätten.
Bei der Auswahl sollte auf einen geringen Verschuldungsgrad und einen
hohen Cash-Flow der Emittenten achten und einen weiten Bogen um
Technologie und Telekom machen. Osteuropa-Anleihen und alternative
Investments in Immobilien oder Hedge Fonds erscheinen den
Constantia-Experten ebenfalls attraktiv.(APA)