Der größte französische Privatsender TF1 will das einstige Herzstück des zusammengebrochenen Medienimperiums von Leo Kirch, KirchMedia, kaufen. Das Pariser Unternehmen bestätigte am Mittwoch, dass es in einem vertraulichen Schreiben an UBS Warburg grundsätzliches Interesse an "gewissen Aktiva" Kirchs bekundete. Dabei sei auch der von der Londoner Wirtschaftszeitung "Financial Times" zitierte Preis von rund zwei Mrd. Euro genannt worden; er beruhe allerdings auf ersten, unvollständigen Informationen von Seiten der Investmentbank. UBS Warburg soll KirchMedia nach der Konzernpleite verkaufen.Angebote bis 1. August Formelle Angebote für eine Übernahme wollen die Investmentbanker spätestens bis 1. August sammeln. Außer TF1 bekundeten bisher noch drei Gruppen Interesse an KirchMedia: Ein Konsortium aus der Commerzbank und dem zum Sony-Konzern zählenden US-Studio Columbia sowie eines der deutschen Presseverlage Axel Springer und Heinrich Bauer. Auch der US-Fernsehmilliardär Haim Saban soll nach Medienberichten an KirchMedia interessiert sein. Die Bieterkonsortien Der "Financial Times" zufolge zeigten sich Springer und Bauer bereit, mit 1,8 bis 2,5 Mrd. Euro am meisten hinzublättern; Saban biete 2,0 bis 2,4 Mrd. Euro. Für das Commerzbank-Offert gab es keine weiteren Einzelheiten. In jedem Fall werde der Erlös aus dem Verkauf aber nicht ausreichen, um die Kirch-Schulden in Höhe von vier Mrd. Euro zu tilgen, warnte das Blatt: Einige Kirch-Gläubiger würden vielmehr mit leeren Händen dastehen. "Sehr vorsichtige Haltung" TF1 betonte, der an UBS Warburg gesandte Brief sei lediglich die "übliche erste Etappe eines Evaluierungsprozesses". Damit habe das französische Unternehmen Zugang zu Daten über die zum Kauf stehenden Kirch-Sparten, eine Kaufentscheidung sei damit noch nicht vorgezeichnet. Zum gegebenen Zeitpunkt werde der Sender darüber informieren. Bislang habe TF1 bei Entscheidungen über Investitionen stets "eine sehr vorsichtige Haltung" an den Tag gelegt. Die TF1-Aktie brach zwischenzeitlich um mehr als fünf Prozent ein, nachdem der mögliche Übernahmeplan bekannt geworden war. Am Nachmittag lag sie noch gut 3,5 Prozent im Minus bei 25,80 Euro. KirchMedia ist seit Mitte Juni in der Insolvenz. Das Unternehmen, das eigentlich in diesem Frühjahr an die Börse gehen wollte, vereint unter seinem Dach die werbefinanzierten TV-Sender ProSieben, Sat.1, Kabel 1, N24 und DSF sowie Film- und Sportrechte. (APA/AFP)