Buenos Aires - Argentiniens früherer Diktator Leopoldo Fortunato Galtieri ist am Donnerstag unter dem Vorwurf der Beteiligung an Menschenrechtsverletzungen festgenommen worden. Der General im Ruhestand befinde sich in einer Kaserne in der Hauptstadt Buenos Aires, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Telam. Ob Galtieri zwangsweise vorgeführt wurde oder sich freiwillig stellte, war zunächst unbekannt. Da der Festgenommene älter als 70 Jahre ist, kann er Untersuchungshaft in Hausarrest umwandeln lassen. Am Vortag hatte der Bundesrichter Claudio Bonadio gegen Galtieri sowie 41 andere frühere Militärs und Polizisten Haftbefehle wegen ihrer mutmaßlichen Beteiligung an der Ermordung von 20 linken Montonero-Rebellen im Jahre 1980 erlassen. Insgesamt verschwanden Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen zufolge während der Militärdiktatur zwischen 1976 und 1983 bis zu 30.000 Menschen. Unter Galtieri, von 1980 bis 1982 dritter Juntachef der Diktatur, hatte das südamerikanische Land 1982 einen verlustreichen Krieg mit Großbritannien um die Souveränität über die Falklandinseln vor seiner Küste begonnen und verloren. Wegen militärischer Unfähigkeit wurde er verurteilt, später jedoch von dem damaligen Präsidenten Carlos Menem begnadigt. Wegen Menschenrechtsverletzungen war der General bisher nie belangt worden. Zu den Verdächtigen gehören neben Galtieri der frühere Heereschef, General Cristino Nicolaides, und der damalige Chef der I. Heeresgruppe, General Carlos Suarez Mason. Beide stehen wegen anderer Verfahren bereits unter Hausarrest. Um die Auslieferung Masons hatte sich zuvor Deutschland wegen der vermuteten Mitschuld des Offiziers an der Ermordung der Deutschen Elisabeth Käsemann 1977 bemüht. Argentinien lehnte dies ab. Richter Bonadío unterstrich durch die Festnahme seine Rechtsauffassung, dass die Amnestiegesetze vom Ende der 80er Jahre nichtig seien. Diese Einschätzung ist jedoch umstritten und der dauerhafte Bestand der Haftbefehle damit fraglich.(APA/dpa)