Wien - Die Lebensdauer von wiederaufladbaren Batterien - so genannten Akkumulatoren - hängt nicht zuletzt davon ab, wie man sie behandelt. Durch eine intelligente Steuerelektronik wollen Wissenschafter im EU-Projekt MULTIBAT die Einsatzdauer von Bleioxid-Batterien - wie sie in Solaranlagen eingesetzt werden - entscheidend verlängern. In den kommenden eineinhalb Jahren wird die Elektronik von Forschern des Wiener Arsenal Research am Husarentempel in Mödling (Niederösterreich) auf Herz und Nieren getestet.Praktischen Einsatz wird erprobt Im Labor funktioniert die in den vergangenen Monaten in Frankreich, Spanien, den Niederlanden und Österreich entwickelte Steuerung bereits, nun sollen die Wiener Wissenschafter den praktischen Einsatz erproben und überwachen und die Innovation für die Produktreife vorbereiten. MULTIBAT erfasst Ladungszustände der Batterie und regelt sowohl Lade- als auch Entladevorgang. Batterie-Modul "Wichtig ist dabei, dass die Ladung eines Batterie-Moduls nicht unterbrochen wird", sagte dazu Michael Heidenreich vom Geschäftsfeld Erneuerbare Energie von Arsenal Research gegenüber der APA. Eine vollständige Aufladung endet nämlich mit der so genannten Gasphase, wobei sich die elektrische Ladung gleichmäßig über die ganze Elektrolytschicht verteilt. Ein vorzeitiges Entladen vor der Gasphase bedingt dagegen starke Konzentrationsunterschiede am Elektrolyten, dabei entstehen wiederum Sulfate, die sich an der Elektrode anlagern und sie letztendlich unbrauchbar machen. Lebensdauer der Batterien sollen mindestens verdoppelt werden Die MULTIBAT-Steuerung achtet deshalb darauf, dass eine zur Aufladung bestimmte Batterieeinheit - im Idealfall sind es vier Module - vom restlichen Geschehen abgekoppelt und ungestört aufgeladen wird. Darüber hinaus wird in Perioden geringer Solarstrom-Produktion - etwa im Winter oder im Nebel - durch so genanntes Microcycling ein permanentes Aufladen bis fünf Prozent der Nominalladung der entladenen Batterien ermöglicht. Ziel von MULTIBAT ist es, die Lebensdauer der Batterien mindestens zu verdoppeln und gleichzeitig die notwendige Batterien-Kapazität auf die Hälfte zu reduzieren. Feldversuche Die Feldversuche in Mödling werden ein bis eineinhalb Jahre dauern. Der Husarentempel wurde - nach entsprechendem Kostenvergleich - nicht an das Energienetz angebunden sondern mit einer Photovoltaikanlage versehen. Die Solaranlage lädt tagsüber die Batterien auf, in der Nacht speisen diese die Beleuchtung des Gebäudes. Generell gelten Photovoltaik-Anlagen für den Einsatz in abgelegenen Gebieten ohne Energieversorgung als besonders sinnvoll. In Österreich werden sie etwa im alpinen Raum eingesetzt. Ein ähnliches Projekt wie in Mödling läuft auch in Griechenland, auf kleinen Inseln erfreut sich die Solarenergie wachsender Beliebtheit. (APA)