Wien - Die Hormonersatztherapie für Frauen in der Menopause hat diesen Monat durch US-Studien zwei Rückschläge erhalten. So umstritten die Therapie seit Jahren ist, so unterschiedlich werden die Ergebnisse der Studie auch für Österreichs Frauen kommentiert. Für den Wiener Gynäkologen und Hormonspezialisten Univ.-Prof.DDr. Johannes Huber und den Leiter der gynäkologischen Abteilung am Wiener AKH, Univ.-Prof. Dr. Sepp Leodolter, besteht kein Grund zur Sorge, denn das amerikanische System sei nicht mit unserem vergleichbar: "Bei uns bekommen nur die Patientinnen die Hormone, die diese auch benötigen." Sylvia Groth, Geschäftsführerin im Frauengesundheitszentrum Graz, erklärte gegenüber die Standard.at, dass Österreicherinnen "jahrelang in falscher Sicherheit gewogen wurden". Frauen "nehmen Hormone, die ihnen nachgewiesenermaßen Schaden zufügen können. Im Wechsel weniger eigene Hormone zu bilden, ist natürlich für Frauen. Deshalb brauchen Frauen keine Hormone. Und bei diesen Ergebnissen sollten sie sich es auch genau überlegen", so Groth weiter. Studien-Design kritisiert Vor allem das Design der US-Studie, die ein erhöhtes Brustkrebsrisiko durch die Hormonsubstitution zum Ergebnis hatte, wird von den Fachleuten kritisiert. Es wurde undifferenziert Frauen im Alter von 50 bis 79 Jahren die gleiche Menge an Hormonen verabreicht, ob sie diese benötigten oder nicht. Eine Vorgangsweise, die in den USA Huber zufolge durchaus üblich ist. "Die verwenden sie unter dem Motto 'Für immer jung und schön' wie Staubzucker, davor haben die Europäer immer gewarnt", sagte der Hormonspezialist. In Europa und speziell in Österreich gehen die ÄrztInnen einen anderen Weg. Es bekämen überhaupt nur Frauen eine Hormonersatztherapie, wenn sie diese etwa wegen Wechselbeschwerden auch benötigten. "Und zwar in der richtigen Zusammensetzung und Dosis", so Huber. Einen anderen Umgang mit der Therapie als in den USA kann Groth für Österreich nicht feststellen. Ihrer Erfahrung nach ist es auch hier Praxis, "fast jeder Frau zu Hormonen zu raten, einseitig Vorteile zu betonen und die Risiken zu verharmlosen. Damit sollte jetzt Schluss sein, denn die Ergebnisse zeigen, dass der Schaden den Nutzen überwiegt." Es sei überhaupt nicht möglich festzustellen, was die richtige Zusammensetzung und Dosis sei. "Was für eine Frau normal ist, kann für eine andere Frau zuviel sein, da jede auf Hormone individuell reagiert. Nur wenn wir den Hormonwert der Frau vor dem Wechsel auch für ältere Frauen als Norm akzeptieren, haben alle Frauen in und nach dem Wechsel überhaupt einen 'Hormonmangel'. Obwohl genau dies für ihre Lebensphase natürlich ist", so Groth weiter. "Druck ausgeübt" Leodolter unterstrich, dass die Frauen zusätzlich zur Hormonersatztherapie zu Mammografie und Brustuntersuchung angehalten werden: "Vor der Hormonersatztherapie wird eine Mammografie gemacht, die jährlich wiederholt wird. Dazwischen per Tastbefunde kontrolliert und die Frau zur Selbstuntersuchung angeleitet." Mammografie kann, im besten Fall, Bruskrebs früh erkennen, aber nicht verhindern. "Das Vorhandensein von Krebsfrüherkennung kann doch keine Beruhigung dafür sein, jahrelang ein Medikament einzunehmen, das das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, um 26 Prozent erhöht", so Groth. Abschließend erklärten die Wiener Spezialisten, dass die Therapie abgesetzt wird, sobald eine Einnahme nicht mehr erforderlich ist. "Wir gehen mit diesen Themen einfach sorgsamer um (als in den USA, Anm.) und daher gibt es für Österreichs Frauen absolut keinen Grund zu Besorgnis", so Huber. Im Gegensatz dazu erzählte Sylvia Groth auf Anfrage von die Standard.at von den Erfahrungen österreichischer Frauen: "Viele erzählen mir, wie unter Druck gesetzt sie sich von ihren ÄrztInnen fühlen, wenn sie sich gegen eine Hormoneinnahme aussprechen oder umfassend informiert sein wollen. Die Ergebnise zeigen, dass eine Langzeiteinnahme sehr problematisch sein kann. Für die Frauen, die eine Erleichterung von akuten Wechselproblemen suchen, gibt es im Rahmen der naturheilkundlichen Behandlung und der Selbsthilfe Möglichkeiten, die Beschwerden zu lindern." (dy)