Wirtschaft
Bank Austria: Konsumenten fehlt weiterhin der Optimismus
Konjunkturdämpfer in USA und Euro bremsen Stimmung in Europa
Wien - Der Konjunkturindikator der Bank Austria
Creditanstalt (BA/CA) hat sich auch im Juni nicht verbessert. Dem
leichten Anstieg des Optimismus in der heimischen Industrie stand ein
leichter Rückgang des Optimismus in der gesamteuropäischen Industrie
gegenüber. Die Stimmung der Konsumenten hat sich - abgesehen von
einem kurzen Aufflackern im März - seit Februar nicht verbessert. "War es zuerst die österreichische Industrie, der der Optimismus
fehlte, so sind es nun die Konsumenten", sagt BA/CA-Volkswirt Stefan
Bruckbauer. "Die Industrie hat die Rezession beendet, ihr fehlen aber
die starken Impulse." Auch die äußerst schwache Baukonjunktur dämpfe
die Erholung weiter.
Stimmung in Industrie verschlechtert
Die Erholung der US-Wirtschaft habe zwar auch zur Erholung in
Europa beigetragen, die Unsicherheit über die weitere Entwicklung
hemme jedoch die Industrie in der Eurozone, heißt es in einer
Pressemitteilung weiter. Die Stimmung der Industrie habe sich sogar
leicht verschlechtert.
"Die Abschwächung in den USA hemmt zusätzlich die bereits schwache
Nachfrage aus Deutschland und Italien, dies hemmt auch den Aufschwung
in Österreich", so die Chefvolkswirtin der BA/CA, Marianne Kager.
"Auch der gestiegene Euro könnte kurzfristig die Stimmung der
europäischen Industrie verschlechtern, wird aber keine große
Belastung."
Private Nachfrage besser
Im zweiten Quartal 2002 dürfte Österreichs Wirtschaft trotzdem
gegenüber dem noch schwachen Vorquartal wieder spürbar gewachsen
sein. Obwohl sich die Konsumstimmung nur wenig verbessert hat, dürfte
die private Nachfrage, verglichen mit dem sehr schwachen ersten
Quartal zugelegt haben. Auch die erstmals im April wieder wachsende Industrieproduktion
trägt nach Angaben der BA/CA-Ökonomen einen Teil zur Erholung bei.
Trotz dieser Erholung bleibe das Wachstum im Vergleich zum Vorjahr
auch zur Jahresmitte bei "unbefriedigenden 1 Prozent". Die
BA/CA-Konjunkturexperten sind jedoch optimistisch, dass die Delle
auch in den USA überwunden werden und Europa in der zweiten
Jahreshälfte wieder deutlich zulegen kann. "Allerdings sind die
Risken für eine negative Konjunkturüberraschung in der zweiten
Jahreshälfte größer geworden", meint Bruckbauer.
Die Skepsis über die US-Erholung könnte sich noch einige Zeit
fortsetzen. Damit sei auch möglich, dass der Dollarkurs des Euro die
Parität überschreitet. Allerdings geht die BA/CA-Gruppe davon aus,
dass sich der Euro mittelfristig bei der Parität einpendeln wird.
"Wenn der Euro mittelfristig einen Wert um 1 behält, was wir
annehmen, stellt der Anstieg keine Gefahr für die Erholung dar, geht
es jedoch zügig weiter nach oben, dämpft dies die Wirtschaft in
Europa sicherlich", so Kager.
Das derzeitige Konjunkturbild lasse nur eine moderate Zinserhöhung
erwarten. Vor allem in den USA könnte eine Zinserhöhung sogar auf
nächstes Jahr verschoben werden, wenn sich bis dahin die Aussichten
wieder verbessert haben werden. Die Europäische Zentralbank (EZB)
dürfte jedoch die Zinsen noch im Herbst erhöhen, da sie von einer
Inflation nahe 2 Prozent und zu Jahresende von einem Wachstum über 2
Prozent ausgeht. (APA)