Brüssel - Ab 2002 berechnen die EU-Staaten den konjunkturunabhängigen Teil ihres Haushaltes nach einer neuen Methode, die sich negativ auf das österreichische - und spanische - Budget auswirkt. Österreich will sich daher beim morgigen Finanzministerrat (Ecofin) in Brüssel - vertreten durch Finanzstaatssekretär Alfred Finz (V) - dafür einsetzen, das Budget weiterhin - zumindest übergangsmäßig - nach der bisherigen Methode berechnen zu dürfen. Spanien wurde bereits eine Übergangsfrist gewährt, sagten EU-Diplomaten im Vorfeld des Rates. Da sich in Österreich die Pensionsreform 2002 noch nicht voll aufs Budget durchschlägt, würde die Alpenrepublik nach der neuen Methode heuer ein um bis zu 0,5 Prozent geringeres Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aufweisen. Außer für Spanien und Österreich ändert sich durch die neuen Methoden für kein EU-Land die Wachstumsrate. Ein niedrigeres Wachstum erschwert das Erreichen des Nulldefizit-Zieles der Bundesregierung, zusätzliche Nachbesserungsmaßnahmen könnten durch das verringerte Wachstum notwendig werden. Die neue Methode sei keine Hintertür für Bilanztricks, betonte der Sprecher von Wirtschaftskommisar Pedro Solbes heute, Donnerstag, vor Journalisten. Das Ziel sei eine einheitliche Berechnungsmethode in allen EU-Ländern. Die neue Methode werde heuer erstmals angewandt, beim morgigen Ecofin werde man diskutieren, ob es für einige Länder längere Anpassungsfristen geben wird. Auf der Tagesordnung des Ecofin steht weiters die Präsentation des Arbeitsprogramms des dänischen Vorsitzes, das Steuerpaket, Finanzdienstleistungen, Pensionssysteme, ein Bericht über die Methoden zur Beurteilung von Produktionslücken sowie der Jahresbericht der Kommission über die Betrugsbekämpfung 2001 in der EU. In der Eurogruppe wird heute Abend bereits ab 20 Uhr über die wirtschaftliche Entwicklung im ersten Halbjahr 2002 und den wirtschaftlichen Ausblick der einzelnen EU-Länder diskutiert.(APA)