Wien - Gerade als Bildungsministerin Elisabeth Gehrer ihr Lieblingswort vom "Meilenstein" in den Mund nahm, ertönten vom Besucherbalkon Buh-Rufe. Eine Handvoll Studenten äußerte lautstark ihren Protest gegen das Universitätsgesetz, das donnerstags in der letzten Sitzung vor der Sommerpause des Parlaments mit den Stimmen der Regierungsparteien beschlossen wurde. Womit ein einjähriger Diskussionsprozess endete.Durch die Reform werden alle Unis per 1. Jänner 2004 aus der Bundesverwaltung ausgegliedert und zu juristischen Personen des öffentlichen Rechts umgewandelt. Sie erhalten dreijährige Globalbudgets, schließen mit dem Bildungsressort Leistungsvereinbarungen ab und werden Arbeitgeber ihres Personals. Die Hochschülerschaft will im Herbst dagegen protestieren. Sie kritisiert den Abbau der Mitbestimmungsrechte für die Studierenden. Vor der mehrstündigen Debatte setzte Gehrer auf die Kraft der Symbolbilder und überreichte Rektorenchef Georg Winckler ein Apfelbäumchen. Dieses stehe wie die Universitäten auf einer soliden Basis "in guter Erde". Damit er wachsen könne, werde er aber bald einen größeren Topf brauchen, erwiderte Winckler. Der Baum soll am Uni-Campus im alten AKH ausgepflanzt werden. Für Winckler ist der Kompromiss für das Gesetz "tragfähig". Er bemängelt aber nach wie vor die Ausgliederung der Medizin als eigene Universitäten - ein Punkt, der auch den Wissenschaftssprecher der Grünen und Mediziner, Kurt Grünewald, besonders stört. SP-Chef Alfred Gusenbauer findet "die Idee der Autonomie vernünftig", kritisierte aber die "Form der Umsetzung" und einige Inhalte: etwa mangelnde Mitbestimmungsrechte des Mittelbaus sowie die Nominierung von zwei "Politkommissaren" durch die Regierung im künftigen Unirat (eine Art Aufsichtsratsorgan). Das wiederum empörte Gehrer: "Ich bitte Sie wirklich, dieses Wort nicht mehr zu verwenden", entgegnete sie in ihrer Rede. Man werde verantwortungsvolle Fachleute entsenden. Die SPÖ will die Reform verfassungsrechtlich prüfen lassen. Am meisten Unruhe in den Reihen der Opposition erntete FP-Wissenschaftssprecher Martin Graf. Seine Rede hatte phasenweise den Charakter eines Appells an SPÖ und Grüne. Er sprach von Leistungsprinzip sowie von "Zusammenführung von Leitung und Verantwortung" und bedankte sich auch bei der (murrenden) Opposition für den Dialog. Kritik kam von den Arbeitnehmerverbänden, die das Gesetz ebenfalls ablehnen. (mon/DER STANDARD, Printausgabe, 12.7.2002)