Wenn der erste Lemming springt, folgen weitere. Getreu diesem Motto tauchen nach dem von der Wiener Stadtzeitung "Falter" in ihrer Mittwochs-Ausgabe kolportierten Bioskandal um die Zertifizierung von konventionellem Getreide und Rindfleisch als Bioware weitere angebliche Skandale auf.Weizen falsch deklariert Das Nachrichtenmagazin "Format" berichtet in seiner am Freitag erscheinenden Ausgabe von 6,6 Tonnen herkömmlich angebautem Weizen aus Ungarn, der beim Import nach Österreich als Bioware deklariert worden sei. Dieser Fehler sei zwei Kontrollstellen, darunter die "Austria Bio Garantie" (ABG), unterlaufen. Der Skandal sei erst aufgeflogen, als sich auf Betreiben eines Abnehmers des Weizens die österreichische Tochter der privaten Schweizer Kontrollfirma Societe Generale de Surveillance (SGS) einschaltete. Die SGS erstattete laut dem Nachrichtenmagazin Anzeige bei der niederösterreichischen Lebensmittelbehörde. Diese untersagte den Vertrieb der Ware als biologisches Produkt per Bescheid vom 15. Mai. Das aus dem Weizen produzierte Bio-Mehl sei teilweise bereits in den Handel gelangt, was zu einer groß angelegten Rückholaktion führte. Diese Behauptungen werden von der ABG heftig dementiert. Geschäftsführer Hans Matzenberger erklärte, dass der aus Ungarn importierte Weizen erst durch die Recherchen der ABG als falsch deklarierte Ware enttarnt und gesperrt wurde. Die zuständigen Behörden seien dann umgehend informiert worden - und nicht durch die SGS, wie im "Format" behauptet. Beimengung von ausländischen Bio-Weizen Die Oberösterreichischen Nachrichten berichten in ihrer Donnerstags-Ausgabe vom Fall einer Mühle, die heimischen Weizen für die Bio-Schiene von Supermärkten verarbeiten sollte. Weil angeblich kein österreichischer mehr verfügbar gewesen sei, erlaubte demnach der Chef des Agrar Markt Austria (AMA), Stephan Mikinovic, eine Beimengung von bis zu 30 Prozent ausländischem Bio-Weizen. Andere Anbieter empören sich, so die Oberösterreichischen Nachrichten: Es seien noch 150 Tonnen österreichischer Bio-Weizen in den Lagern gelegen. Die eigentlichen Motive vermuten sie darin, dass importiertes Getreide um rund sieben Cent pro Kilo billiger sei. Die AMA weist den Vorwurf der Täuschung zurück, da es für ausländische Ware ein eigenes Bio-Zeichen gebe, das statt des bekannten roten einen grauen Rand aufweise. Dieser Umstand ist dem österreichischen Ernte-Verband, in dem 12.000 der heimischen 20.000 Biobauern organisiert sind, schon seit längerem ein Dorn im Auge. Die ausländische Bio-Ware werde unter niedrigeren Standards und Kontrollen produziert, der dezente Farbunterschied auf dem Etikett sei jedoch für die Konsumenten quasi nicht wahrnehmbar, so Franz-Jakob Purkharthofer, der Pressesprecher des Verbandes im Gespräch mit der APA. "Damit schadet die AMA ihren eigenen Leuten, den österreichischen Biobauern", so Purkharthofer. (APA)