Laibach - Der liberaldemokratische slowenische Regierungschef Janez Drnovsek hat am Donnerstag die Vorsitzenden der Koalitionsparteien zusammengerufen und ihnen erklärt, dass er am Freitag bei der Sitzung der Führung seiner Partei den bisherigen Finanzminister Anton Rop als seinen Nachfolger vorschlagen wird, berichten slowenische Medien. Gleichzeitig teilte er den Koalitionspartnern seinen Entschluss mit, als Regierungschef erst nach den Präsidentschaftswahlen am 10. November und nicht schon im September abtreten zu wollen. Als Grund für diesen unerwarteten Entschluss nannte Drnovsek die Schlussverhandlungen für den EU-Beitritt. Die entscheidende Phase des Beitrittsprozesses falle genau in die Wahlkampagne, zu der Zeit werde auch der Sevilla-Gipfel stattfinden, also sei es ratsam, dass er in dieser für Slowenien wichtigen Phase noch als Regierungschef zur Verfügung stehe. Er machte deutlich, dass bei eventuellen Schwierigkeiten während der Schlussphase der Verhandlungen seine Interventionen nützlich sein könnten. Zwei Koalitionspartner, die konservative Slowenische Volkspartei und die Demokratische Pensionistenpartei, hatten keine Bedenken und nahmen Drnovseks Entschluss zur Kenntnis, berichtet die Nachrichtenagentur STA. Anders die linksgerichtete Vereinigte Liste der Sozialdemokraten. Sie vertritt den Standpunkt, dass es für die Staatsinteressen günstiger wäre, wenn Slowenien in die Schlussphase der Beitrittsverhandlungen mit einer neuen und stabilen Regierung eintritt, und nicht mit einer Regierung, deren Chef bei den Präsidentschaftswahlen kandidiert. Drnovsek könnte mit seinen internationalen Verbindungen eine wichtige Rolle spielen, auch wenn er nicht mehr Regierungschef ist, erklärte der parlamentarische Fraktionschef der Vereinigten Liste der Sozialdemokraten Miran Potrc. Ausserdem solle Drnovsek darauf aufmerksam gemacht werden, dass er vor Kurzem seinen Rücktritt für September, also noch vor der Wahlkampagne, ankündigte und dass eine "Doppelfunktion" - einerseits Regierungschef, andererseits wahlkämpfender Präsidentschaftskandidat - für sein Bild in der Öffentlichkeit nicht günstig wäre. Drnovsek, der am Donnerstag seinen für den 17.Juli angekündigten Moskau-Besuch absagte, wird am Freitag dem Rat der Liberaldemokratischen Partei Auskunft über seine Pläne geben. Der Generalsekretär seiner Partei, Gregor Golobic, erklärte: "Wenn Drnovsek die Wahl gewinnt, muss er als Regierungschef so wie so abtreten. Wenn er sie verliert, ist es ebenfalls klar, dass er sein Regierungsmandat nicht zu Ende führen kann." Drnovsek Regierungsmandat läuft am Jahre 2004 ab.(APA)