Graz - Müdigkeit am Steuer kann tödlich enden: "Jeder vierte tödliche Verkehrsunfall wird durch übermüdete Autolenker verursacht", so Manfred Walzl, Leiter des Zentrums für Schlafmedizin an der Grazer Sigmund-Freud-Landesnervenklinik. Pupillograph Nun will der Schlafforscher der Gefahr, die von müden Autofahrern ausgeht, mit einem für den Verkehrsbereich neuen Messgerät zu Leibe rücken: dem so genannten Pupillographen, der mittels Infrarotkamera die Pupillen-Bewegung misst und Rückschlüsse auf den Aufmerksamkeitsgrad zulässt. Im August will man in der Steiermark einen ersten freiwilligen Feldversuch im Verkehr starten, so Walzl. Nach einer schlaflosen Nacht ist die Reaktion wie bei 0,8 Promille Alkohol im Blut Neben Übermüdung durch zu langes Fahren ohne adäquate Pausen stellen Schlafstörungen ein bedeutendes Verkehrsunfall-Risiko dar: "Wer eine Nacht nicht geschlafen hat, reagiert hinter dem Steuer so, als hätte er 0,8 Promille Alkohol im Blut", so Walzl. Rund zwei Millionen Österreicher bzw. an die 300.000 Steirer leiden an Schlafstörungen, die die Aufmerksamkeit am Tag merklich beeinträchtigen können. "In dieser Sache haben wir in Österreich noch viel Bewusstseinsarbeit zu leisten", schilderte der Grazer Neurologe. Auch dazu soll das Gerät, das mittels Infrarotverfahren die Reaktionen im Auge misst, eingesetzt werden. Schwerpunktaktionen an Grenzübergängen, Tunnelportalen... "Wir glauben, dass Schwerpunktaktionen an neuralgischen Stellen wie Grenzübergängen oder im Umfeld von Tunnelportalen schon ein schönes Stück Bewusstseinsarbeit leisten könnten", so Walzl. der bereits im August gemeinsam mit dem Landesgendarmeriekommando im Rahmen einer Planquadratkontrolle einen ersten Feldversuch mit zwei Geräten starten will. "Die Teilnahme am Pupillentest ist selbstverständlich freiwillig", so Walzl. Fahrern, bei denen man eine Übermüdung feststellt, werden eingeladen, sich auf Feldbetten auszuruhen. Messung "Das Gerät kommt aus der Augenheilkunde und wird zur Vermessung der Pupille verwendet", erläuterte Walzl. Das Funktionsprinzip basiert auf einer Infrarotkamera, die 25 mal pro Sekunde eine Pupillen-Aufnahme macht und die Veränderungen ihres Durchmessers festhält. "Langsame bzw. schnelle Bewegungen korrelieren mit hoher bzw. niedriger Müdigkeit der Testperson", so Walzl. Die Tatsache, dass die Pupillenreaktion umso heftiger ausfällt, je müder die Testperson ist, wurde zuerst in der Schlafforschung nutzbar gemacht, um bei schlafgestörten Patienten die so genannte Tagesmüdigkeit zu messen. "Von hier ist es nur noch ein kleiner Schritt, um das Gerät auch bei der Verkehrskontrolle einzusetzen", erläuterte der Neurologe sein Vorhaben. "Damit ist es uns erstmals möglich, die Müdigkeit der Autofahrer unvermittelt an der Straße zu testen", so der Neurologe. Die Messungen per Infrarotkamera, die laut Walzl "gut transportabel" ist, werden über elf Minuten hinweg durchgeführt. Walzl: "In dieser Zeit kann sich der Proband an die Messsituation adaptieren." Damit falle dann auch nicht mehr ein auf Grund der Stress-Situation eventuell erhöhter Adrenalinspiegel, der Pupillenbewegungen beeinflusst, ins Gewicht.(APA)