Wien - Obwohl die neuen Eigenkapitalvorschriften für Banken erst 2007 wirksam werden sollen, sollten Unternehmen bereits jetzt mit den Vorbereitungen auf das neue System beginnen, raten Franz Bonitz und Peter Ostermann, die beiden Chefs der Pro Success Management Beratungs GesmbH, der ersten Gesellschaft in Österreich, die sich auf gezielte Ratingvorbereitung spezialisiert hat.

Von den rund 180.000 Klein- und Mittelbetrieben des Landes würden sich etwa 100.000, die bisher in der mittleren Bonitätsstufe gereiht waren, darauf einstellen müssen, die Kreditkonditionen mit den Banken neu zu verhandeln, da die Geldinstitute in Zukunft strengere Beurteilungsmaßstäbe anlegen würden. Ob sie dabei ihre Kreditkonditionen verbessern oder verschlechtern, werde weitgehend von ihnen selbst abhängen.

Rating entscheidet

"Die Banken haben sich schon bisher die Bonität ihrer Kunden genau angeschaut", weiß Ostermann, bis 2000 selbst im Vorstand der Erste Bank tätig. Im Hinblick auf Basel II würden aber die Beurteilungskriterien ausgeweitet, wobei neben den aktuellen Jahresabschlüssen und üblichen Kennzahlen, wie Eigenkapitalquote oder Cashflow, die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens - etwa Planungsrechnungen für die nächsten drei bis fünf Jahre - stärker berücksichtigt werde. Außerdem werde die Bonitäts- einschätzung durch qualitative Kriterien wie Qualität von Management, Controlling und Rechnungswesen, Organisationsabläufe, Marktstellung, Produkte und Branche ergänzt.

Durch Basel II werden die Banken angehalten, ihre Risikostrukturen im Kreditportefeuille zu verbessern, betonte Ostermann. Dies werde zu einer restriktiveren Kreditvergabe und damit zu einem härteren Wettbewerb um Kapital führen. Dadurch werde sich auch in Österreich das Rating, die qualitative Einstufung eines Unternehmens, rascher durchsetzen. Immer mehr Unternehmer und Manager würden entdecken, dass das Rating auch als Marketinginstrument einzusetzen ist.

Bonitz und Ostermann wiesen darauf hin, dass Pro Success mit der Credit Reform Rating AG auf Lizenzbasis kooperiert, der ersten internationalen Ratingagentur, die sich in Österreich auf das Rating von Mittelbetrieben spezialisiert hat. Dadurch stünden auch Vergleichsdaten zur Verfügung, ohne die ein Rating wertlos wäre.

Dass die Unternehmen schon jetzt mit den Vorbereitungen auf Basel II beginnen sollten, begründen Bonitz und Ostermann mit dem Hinweis auf das zeitaufwändiges Prozedere. Zuerst müsse der Istzustand eines Unternehmens ermittelt werden, dann könnten mit gezielten Verbesserungen begonnen werden.

Für die Mehrzahl der rund 100.000 Mittelbetriebe werde es darum gehen, in Zukunft höhere Finanzierungskosten zu vermeiden. Zehn bis 15 Prozent hätten es aber durchaus in der Hand, ihr Rating zu verbessern. Um aus der Ratingstufe C in die Kategorie B aufzusteigen, seien zwei bis drei Jahre erforderlich. Eine solche qualitative Steigerung sei aber auch mit finanziellen Vorteilen verbunden. Damit könnten die Finanzierungskosten um zwei bis fünf Prozentpunkte abgesenkt werden, locken Bonitz und Ostermann. (Günter Baburek/DER STANDARD, Printausgabe, 13.7.2002)