Die entspannte Art, mit der Tenno Akihito derzeit in Mitteleuropa herumreist, ist erstaunlich. Nicht ganz so entspannt saßen der Kaiser und seine Gemahlin nämlich in einer der seltenen Pressekonferenzen des Kaiserhauses im Vorfeld der Reise. - Dieses eine Mal waren nicht nur die mächtigsten Zeitungen und Fernsehanstalten Japans anwesend, sondern auch eine Hand voll Auslandkorrespondenten. Leicht gebückt in ehrfürchtiger Haltung, versuchten die Journalisten während einer Stunde jedes gehauchte Wort des Kaiserpaares aufzufangen und mussten am Ende einsehen, dass Fragen wie Antworten schon lange im Voraus bestimmt waren. Nachzufragen indes ist am Hof von Tokio ohnehin verboten.

Wieder einmal war ein perfekt inszeniertes Schauspiel des mächtigen Hofamtes vorüber, und keine einzige relevante Frage konnte an das Kaiserpaar gerichtet werden. Schließlich hatte der Tenno erst im Frühjahr für Aufmerksamkeit gesorgt, als er "eine gewisse Verwandschaft" des Kaiserhauses mit den koreanischen Nachbarn konstatierte. Japan horchte auf, und Südkorea deutete die Worte als versöhnliche Geste des Kaisers im Vorfeld der gemeinsam auszutragenden Fußballweltmeisterschaft. Am Ende durfte er dann doch nicht nach Seoul reisen, wo er als offizieller Vertreter Japans der Eröffnung beiwohnen wollte.

Die Episode zeigt, dass der japanische Kaiser auch im 21. Jahrhundert weder über seine Reisen frei entscheiden noch über den Ursprung des eigenen Hauses öffentlich Auskunft geben darf. Da untersteht er der Zensur des Hofamtes, eines verlängerten Arms des Außenministeriums, genauso stark wie die Medien. Das erklärt auch die für europäische Verhältnisse unglaublich zurückgezogene Lebensweise des Kaiserpaares. Über ihre Tätigkeiten innerhalb der Hofmauern dringt fast nichts an die Öffentlichkeit. Dabei galt Akihito im Jahre 1959, als er als erster Kronprinz in der Geschichte des Kaiserhauses die Bürgertochter Michiko Shoda ehelichte, als Symbol eines gewandelten Bewusstseins.

Die Ehe wurde zwar damals in konservativen Kreisen als ungebührlich betrachtet, weil diese den Kaiser immer noch für ein gottähnliches Wesen halten. Akihito versuchte aber oft, aus dem protokollarischen Korsett des Hofamtes auszubrechen - allerdings mit beschränktem Erfolg.

So wollte das Kaiserpaar etwa vor zwei Jahren seine Leidenschaft für Tennis in einem öffentlichen Spiel demonstrieren. Das Match wurde von Protokollwächtern abgesagt. Und so verstehen nicht nur viele Japaner die Kaiserin, wenn sie mit leicht bebender Stimme sagt, wie sehr sie sich auf die Reise nach Mitteleuropa freut. In Tokio wird das strenge höfische Protokoll schon in wenigen Tagen wieder zuschnappen.