Wien - Nach der Parlamentssitzung am Donnerstag ging der Nationalrat zwar offiziell in die Sommerpause - dass sie dabei nichts arbeiteten, wollen sich die Abgeordneten aber nicht nachsagen lassen. Schon gar nicht die freiheitlichen. Und erst recht nicht vom eigenen Finanzminister.Also wandte sich der Abgeordnete und FP-Bundesfinanzreferent Detlev Neudeck an den "sehr geehrten" Herrn Finanzminister: "Mit Befremden mussten wir Deine Aussagen zur Kenntnis nehmen, wonach es für Dich ,völlig unfassbar' sei, ,dass sich die Politik im Sommer so einfach in den Urlaub verabschiedet'. Weiters behauptest Du: ,Die Bundesregierung arbeitet, aber das Parlament wird zugesperrt. Solche Privilegien haben sonst alleine die österreichischen Lehrer.'" Neudeck erinnerte Grasser an seine frühere Rolle als Kofferträger von Jörg Haider: "Aus der Zeit Deiner Tätigkeit als parlamentarischer Mitarbeiter der FPÖ sollten Dir eigentlich folgende Fakten bekannt sein: Die Aufgabe eines Parlamentariers erschöpft sich nicht in seiner ganzjährigen Anwesenheit im Parlamentsgebäude. Politik findet auf mehreren Ebenen statt, wie Du sicherlich weißt. Außerdem übt der Großteil der Abgeordneten insbesondere unserer Fraktion auch einen Zivilberuf aus." Neudeck wünschte Grasser, er möge in Kärnten "Kraft tanken" für die Budgetverhandlungen. Unterdessen bekam Grasser auch Kritik von seinem Staatssekretär Alfred Finz. Diesem stieß eine Grasser-Aussage in den Salzburger Nachrichten sauer auf - da hatte Grasser von "Staatsdienern, die nichts arbeiten müssen", gesprochen. Finz stellte klar: "Wer eine schlanke, leistungsfähige und moderne öffentliche Verwaltung will, muss Beamte und Vertragsbedienstete motivieren und darf sie nicht durch Pauschalurteile und Herabwürdigungen verunsichern." (DER STANDARD Print-Ausgabe, 13.7.2002)