Der technische Innovationszyklus, bei dem im Schnitt PCs nach drei Jahren ausgemustert werden, sorgt dafür, dass eine Unzahl von funktionstüchtigen, wenn auch nicht mehr attraktiven Geräten frei wird. Große Unternehmen ersetzen im Zuge eines Upgrades nicht selten hunderte oder tausende PCs.Second Hand Weitgehend unbemerkt hat sich in den vergangenen Jahren ein schwunghafter Handel mit diesen Geräten in großem Stil entwickelt - nicht von Konsument zu Konsument wie beim Pkw, sondern von Unternehmen zu Endverbrauchern, meist in den Oststaaten Europas. In Österreich hat sich ein kleines Unternehmen dabei nach Stückzahlen unter den großen Händler hochgearbeitet - mit rund 12.000 Notebooks und 25.000 Desktops im heurigen Jahr wäre die Wiener Firma Halma wahrscheinlich unter den fünf größten PC-Händlern Österreichs, scheint aber als Broker von Gebrauchtgeräten am Branchenradar de facto nicht auf. Großeinkauf Vor wenigen Tagen erst kaufte Halma vier Lastwagenzüge aus der Konkursmasse der Swissair; 108 Paletten mit 350 Notebooks, 800 PCs, 800 Bildschirmen. Ein Teil davon wurde bereits an die Austrian Airlines verkauft, die damit noch ältere Bestände bei der Lauda Air ersetzen; andere Teile gehen in die Slowakei und nach Litauen, erklärt Halma-Geschäftsführer Gerald Haldenwang. In zwei Wochen wird der IT-Rest der Swissair so neue Kunden gefunden haben - ein Tempo, dass auch dem Gebrauchthändler aufgrund des ständigen Preisverfalls am PC-Markt aufgedrängt wird. Schnelles Geschäft "Durch die schnelle Entwicklung muss sich die Ware schnell umdrängen. Wir haben im Angebot fast schon Tagespreise", erklärt Haldenwang. Rund 20 Euro ist derzeit für einen Pentium I mit 200 Megahertz zu lukrieren, etwa 300 Euro sind es für einen Pentium III mit 500 MHz. Pentium 4 seien noch nicht im Umlauf, dazu sind die Prozessoren noch zu jung. Markenbewußt "Wir kaufen nur Markengeräte, keine No-Names, weil die am Sekundärmarkt nicht gefragt sind", sagt Haldenwang. Notebooks kosten in der Regel zwischen 200 und 700 Euro. Die Geräte werden von Halma gecheckt, die Festplatten routinemäßig gelöscht, damit kei- ne von den Vorbesitzern vergessenen und womöglich vertraulichen Daten weitergegeben werden - eine Vertragsbedingung beim Verkauf. Als Ga- rantie gibt es "ein paar Geräte extra", in Österreich gilt die 12-monatige Produkthaftung. Ausnahmen Konkursmasse wie bei Swissair ist jedoch eher die Ausnahme, in der Regel sind es Verkäufe aus Upgrades vor allem im Finanzbereich, der einen hohen IT-Standard hat. Hier ist die Konkurrenz zwischen den Herstellern so groß, dass ein Rücknahmepreis ein wesentlicher Angebotsfaktor für den Verkauf neuer PCs ist. Seit kurzem registriert Haldenwang auch Leasingfirmen als Anbieter, die nach der Vertragsdauer einen Restwert garantieren. Verkauft werden die Alt-PCs "zu 90 Prozent im Osten" an Händler, die sie wieder an private User absetzen. Dabei kann Haldenwang die ökonomischen Unterschiede der EU-Beitrittskandidaten am technischen Standard und den entsprechenden Preisen wie an einem Index ablesen - billigere, ältere Geräte gehen meist nach Bulgarien, jüngere, teurere nach Ungarn oder Tschechien. Einzigarig Halma ist nach eigener Einschätzung in Österreich der einzige Händler dieser Größenordnung, in Deutschland gebe es rund 50. Seinen Umsatz, den Haldenwang mit 10 Mitarbeitern erzielt, beziffert er auf rund 3,5 Mio. Euro im heurigen Jahr. (Helmut Spudich / DER STANDARD Printausgabe 13./14. Juli 2002)