Wien - "Ihre Majestäten haben sich sehr auf ihren Österreich-Besuch gefreut." Mit diesen Worten umriss der Sprecher des japanischen Kaisers Akihito am Samstag die ungetrübt positive Atmosphäre bei der gegenwärtigen Visite des Kaiserpaares in Wien. Botschafter Tatsuo Arima vom Außenministerium in Tokio, der als Sprachrohr des Tenno während dessen Europa-Reise fungiert, hob den besonderen Standort Österreichs als Tor zu Osteuropa und Nachbar der Balkan-Staaten hervor. Österreich unterscheide sich von den anderen drei Staaten, die der Tenno besucht - Tschechien, Polen und Ungarn -, dadurch, dass es nach dem Zweiten Weltkrieg "auf der freien Seite Europas blieb", so der offizielle Sprecher. "Österreich war ein wichtiges Tor nach Osteuropa." Nach dem Ende des Kalten Krieges und mit der gegenwärtigen Europa-Integration der osteuropäischen Staaten habe Österreich eine neue spezielle Rolle erhalten. "Die drei anderen (vom Tenno besuchten, Anm.) Staaten sollen bis 2004 Mitglieder der EU werden." Auch hinsichtlich des Balkan werde die Rolle Österreichs wachsen, erwartet Arima. "Sehr berührt" Kaiser Akihito und Kaiserin Michiko "waren sehr berührt über die große Zahl von Menschen", die ihnen an den verschiedenen Besuchspunkten in der Bundeshauptstadt ihre Sympathie bekundeten, sagte der Botschafter. "Sie waren berührt von der Reaktion der Öffentlichkeit und deren Zurufen." Nach der offiziellen Begrüßung im Inneren Burghof hatten sich auch vor dem Schloss Schönbrunn zahlreiche Touristen, aber auch Wiener und in Wien lebende Japaner versammelt, um das Kaiserpaar zu sehen. "Die Majestäten sind sehr am kulturellen Erbe Österreich interessiert" und auch gute Kenner der österreichischen Geschichte, betonte der kaiserliche Sprecher. Bei der Führung im Schloss Schönbrunn hätten sich der Tenno und seine Gemahlin sofort ausgekannt, wenn historische Anekdoten erzählt wurden oder um wen es ging, wenn Namen von Mitgliedern des Hauses Habsburg fielen. Persönliche Erinnerungen Das Kaiserpaar verbindet mit Österreich auch ganz persönliche Erinnerungen. Botschafter Arima erzählte, dass die Wiener Sängerknaben, kurz nachdem Österreich 1955 durch den Staatsvertrag wieder die Freiheit erlangte, nach Japan reisten und für Kaiserin Nagako, die Mutter des heutigen Kaisers, ein Konzert gaben. "Damals war Japan gegenüber der westlichen Welt noch nicht so offen wie heute", fügte der Sprecher hinzu. Am Montag wird das Kaiserpaar im Palais Augarten einem Konzert der Sängerknaben lauschen. Besonders freue sich die Kaiserin auch auf die Klimt-Gemälde im Oberen Belvedere, das am Sonntag auf dem Besichtigungsprogramm steht, erzählte Botschafter Arima. Im Jänner war in Tokio eine Ausstellung der Sezessionisten gezeigt worden. Das Kaiserpaar wird in der Österreichischen Galerie die Werke Klimts sehen, dessen Malerei sich an der japanischen Kunst inspirierte. (APA)