IT-Business
Siemens-Chef Heinrich von Pierer kritisiert US-Manager
"Die Anleger haben das Vertrauen verloren"
Die Serie von Bilanzfälschungen und
Firmenpleiten in den USA hat nach Ansicht von Siemens
-Vorstandschef
Heinrich von Pierer auch an den europäischen Aktienmärkten zu einer
ernsten Vertrauenskrise geführt. "Das sind keine normalen Korrekturen
mehr", sagte der Chef des drittgrößten deutschen Industriekonzerns
über die Kursverluste der vergangenen Wochen dem am Montag
erscheinenden Hamburger Nachrichtenmagazin "Spiegel". "Dahinter
steckt eine tiefe Verunsicherung. Die Anleger haben das Vertrauen
verloren."
"Ein klarer Nachholbedarf"
Eine der Ursachen für die Exzesse sieht von Pierer auch darin,
"was die Amerikaner mit teilweise exorbitanten Vergütungsmodellen
getrieben haben". Bei der Transparenz der Bilanzen des
Siemens-Konkurrenten General Electric besteht nach Ansicht von
Pierers "ein klarer Nachholbedarf".
Den hohen Bargeldbestand seines Konzerns will Pierer in den
kommenden Monaten für Neuerwerbungen in der Telekommunikation, der
Medizintechnik, dem Servicegeschäft oder anderen Geschäftsfeldern
nutzen. Beim insolventen Oberhausener Anlagenbauer Babcock Borsig
will der Siemens-Chef allerdings nicht einsteigen. "Babcock wird ja
weiterleben und uns als Zulieferer wie bisher schöne Kessel bauen."
Der niedersächsische Ministerpräsident Sigmar Gabriel (SPD)
forderte im Gespräch mit dem Nachrichtensender "n-tv" unter dem
Eindruck der Babcock-Insolvenz eine persönliche Haftung von
Spitzenmanagern. Es könne nicht sein, dass Spitzengehälter gezahlt
würden, "und überhaupt keine Verantwortlichkeiten für Arbeitsplätze
existieren".(APA/dpa)