Hamburg/Berlin - Der Präsident des deutschen Bundesnachrichtendienstes (BND), August Hanning, rechnet damit, dass die Gefahr für Terroranschläge der El-Kaida-Gruppe auch in Deutschland wächst. Hanning sagte der Zeitung "Welt am Sonntag", er sei nach dem Ermittlungsstand überzeugt, dass El-Kaida-Chef Osama bin Laden noch lebe "und zwar in der Grenzregion von Afghanistan und Pakistan". Bin Laden glaube, dass er heute noch mehr Grund für Anschläge habe, da er Vergeltung für die "Niederlage in Afghanistan" üben wolle. Motivation und Potenzial ließen auf "verstärkte Anstrengungen zu neuen Terroranschlägen" schließen, sagte Hanning. Dabei gerieten auch Europa und Deutschland immer stärker ins Visier. Nach Angaben von Hanning gibt es derzeit in Afghanistan und Pakistan mehr als 5.000 Anhänger von El Kaida und der früheren Taliban-Machthaber, andere seien vor allem in ihre Herkunftsländer ausgewichen. "Aus ihren neuen Standorten bereiten sie neue Anschläge vor. Sie werden alles versuchen, wieder zuzuschlagen", sagte Hanning. Einerseits würden kurzfristige Anschläge geplant, wie gegen die Synagoge in Djerba in Tunesien, wo 14 deutsche Touristen umkamen. Die Vorbereitung anderer Terroranschläge wie etwa gegen die US-Vertretungen in Kenia und tansania dauere dagegen einige Jahre. Auch wenn Ausbildungslager und Infrastruktur von El Kaida zerstört seien, werde inzwischen beobachtet, dass die Terroristen sich anschickten, "neue Strukturen zu bilden", sagte Hanning. Verdächtiger seir 1997 observiert Der BND-Präsident erklärte, die Kosten der Anschläge in den USA vom 11. September 2001 seien erstaunlich gering gewesen. "Der 11. September wurde langfristig vorbereitet und hat nach unseren Berechnungen nicht viel mehr als eine Million Dollar gekostet", sagte Hanning. Das sei der Preis einiger guter Jagdfalken in den Vereinigten Emiraten. Der Terrorverdächtige Deutsch-Syrer Mohammed Haydar Zammar ist dem deutschen Verfassungsschutz offenbar bereits seit Ende der achtziger Jahre als radikaler Moslem und Werber für den Islamischen Heiligen Krieg bekannt. Das berichtete das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" in seiner am Montag erscheinenden Ausgabe. Unter dem Decknamen "Operation Zartheit" habe der Verfassungsschutz Zammar, der zur Hamburger Terrorzelle um die Attentäter des 11. September gerechnet wird, seit 1997 beobachtet, weil er Terrorausbildungen in El-Kaida-Camps vermittelt habe. Zammar soll den zeitweise in Hamburg ansässigen Terror-Piloten Mohammed Atta und andere Personen für die Anschläge am 11. September in New York und Washington angeworben haben. Das Magazin berichtet, nachdem 1998 bei München der mutmaßliche Finanzchef von El Kaida, Mamduh Mahmud Salim, verhaftet worden sei, sei es zwischen deutschen Behörden und US-Vertretern zu Auseinandersetzungen um Zammar gekommen. Die Amerikaner hätten unzulässige Maßnahmen gegen Zammar und den Hamburger Salim-Kontaktmann Mamoun Darkazanli gefordert, gegen den ebenfalls im Zusammenhang mit den Anschlägen in den USA ermittelt werde. Das Bundesamt für Verfassungsschutz war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Der deutsche Staatsangehörige Zammar ist derzeit offenbar in Syrien inhaftiert. (APA/AP)