Washington - Die Volksrepublik China verfolgt nach neuester Einschätzung des US-Verteidigungsministeriums eine gezielte Politik der Einschüchterung, um Taiwan zur Wiedervereinigung mit dem chinesischen Festland zu bringen. In einem Bericht an den US-Kongress kommen die Pentagon-Experten zu dem Ergebnis, dass Peking wachsenden Druck auf die Insel ausübe, um sie in die Knie zu zwingen, statt einen offenen militärischen Schlagabtausch zu suchen. Die Volksrepublik stelle mehr und mehr Mittelstreckenraketen an der Straße von Formosa (Taiwan-Straße) auf, heißt es in dem Bericht. Ziel sei es, die Zahl bis 2005 von derzeit 300 bis 350 auf 600 zu erhöhen. Das Land kaufe ferner U-Boote, mit denen eine Seeblockade durchgesetzt werden könnte, und verbessere seine militärischen Kommunikationssysteme. Dank des Ankaufs russischer Raketenzerstörer wären die Chinesen dazu in der Lage, Flugzeugträger und andere Kriegsschiffe der USA davon abzuhalten, Taiwan zu Hilfe zu kommen. Die "Sunburn"-Raketen der Zerstörer hätten eine Reichweite von 120 Kilometern. USA wichtigster Rüstungslieferant Taiwans Trotz Anerkennung des China-Alleinvertretungsanspruchs Pekings sind die USA der wichtigste Rüstungslieferant und Handelspartner Taiwans geblieben. Die Volksrepublik hat die USA davor gewarnt, Taiwan mit einem Raketenschutzschirm auszustatten. 1979 entzogen die USA der Republik China (Taiwan) die diplomatische Anerkennung und übertrugen sie auf die kommunistische Volksrepublik. Mit dem "Taiwan Relations Act" von 1979 hatten sich die USA gleichzeitig zum Beistand für den Fall eines kommunistischen Angriffs auf die Insel verpflichtet. Bei seinem offiziellen Besuch in der Volksrepublik hatte US-Präsident George W. Bush im Februar seine Zusage bekräftigt, der Insel bei der Verteidigung gegen Angriffe vom Festland zu helfen. Unter Bill Clinton, dem Vorgänger von Präsident Bush, war das Pentagon zu dem Schluss gekommen, dass Peking mit konventionellen Mitteln Taiwan nichts anhaben könne. 1996 hatte die Clinton-Regierung Flugzeugträger entsandt, als die Chinesen Raketen in der Straße von Formosa abgefeuert hatten. (APA/dpa)