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Japanisches Kaiserpaar: Der dritte Tag steht im Zeichen der Musik
Nach den Sängerknaben zum Staatsbankett - Der erste Besuch eines japanischen Staatsoberhauptes in Österreich...
Wien - Im Zeichen der Musik steht der Montag, der dritte Tag
des Österreich-Besuchs des japanischen Kaiserpaares. Am Vormittag
setzt Kaiser Akihito den am Samstag begonnenen Meinungsaustausch mit
Bundespräsident Thomas Klestil fort. Anschließend wohnt das
Kaiserpaar in Begleitung des Bundespräsidenten und dessen Frau im
Palais Augarten einem Konzert der Wiener Sängerknaben bei. Zu Mittag
gibt Klestil ein Bankett im Zeremoniensaal der Hofburg. Am Nachmittag ist ein Empfang für die in Wien ansässigen Japaner
im Hotel Imperial angesetzt. Später besichtigen Kaiser Akihito und
Kaiserin Michiko den Musikverein. Im Brahms-Saal wird das Quintett
der Wiener Philharmoniker dann ein Konzert mit Werken von Mozart,
Haydn und Lanner für die kaiserlichen Gäste geben. Am Wochenende
hatte das Kaiserpaar ein Besichtigungsprogramm absolviert und Schloss
Schönbrunn, die Galerie im Belvedere und die Hermes-Villa besichtigt.
Erster Besuch in Österreich
Zum ersten Mal stattet an diesem Wochenende ein
japanischer Kaiser Österreich einen Besuch ab. Der 125. Tenno, Kaiser
Akihito, und seine Gemahlin, Kaiserin Michiko, waren am Samstag zu
einer viertägigen Visite in der Bundeshauptstadt eingetroffen. Sie
erwidern den Staatsbesuch Klestils von 1999. Abgesehen von den
Gesprächen der beiden Staatsoberhäupter absolviert das Kaiserpaar bis
Dienstag ein reichhaltiges Besichtigungs- und Musikprogramm, das
Schloss Schönbrunn und das Belvedere ebenso umfasst wie Konzerte der
Wiener Sängerknaben und des Quintetts der Wiener Philharmoniker. Der
Sprecher des Tenno würdigte Österreichs Rolle als Tor zu Osteuropa
und zum Balkan. Akihito besucht im Zuge seiner Europa-Reise auch
Tschechien, Polen und Ungarn.
Begeisterte Begrüßung
In Begleitung Klestils und seiner Frau Margot besichtigte das
kunstsinnige japanische Kaiserpaar am Wochenende die historischen
Stätten der Habsburger-Monarchie in Wien. Samstag Nachmittag stand
eine Führung durch das Schloss Schönbrunn auf dem Programm. Dort
wurden Akihito und Michiko wie schon zuvor in der Innenstadt von
begeisterten Wienern und Japanern freudig begrüßt. Am
Sonntagvormittag besichtigten sie die Österreichische Galerie im
Schloss Belvedere, mit Werken von Gustav Klimt, Egon Schiele und
Oskar Kokoschka. Am 14. Juli war der Geburtstag Klimts, der
sich für die japanische Holzschnitzkunst begeisterte und sich daran
inspirierte.
Österreich war "auf der freien Seite Europas"
Botschafter Tatsuo Arima vom japanischen Außenministerium und
Sprecher des Tenno auf dessen Mitteleuropa-Reise, hob in einem
Presse-Briefing den besonderen Standort Österreichs als Tor zu
Osteuropa und Nachbar der Balkan-Staaten hervor. Nach dem Zweiten
Weltkrieg war Österreich "auf der freien Seite Europas" und somit
"ein wichtiges Tor nach Osteuropa", sagte er. Mit der gegenwärtigen
Europa-Integration der osteuropäischen Staaten, die eine Aufnahme in
die Europäische Union anstrebten, falle Österreich eine neue
spezielle Rolle zu. Auch hinsichtlich des Balkan werde die Rolle
Österreichs wachsen, erwartet Arima.
Sympathie Bekundungen
Kaiser Akihito und Kaiserin Michiko "waren sehr berührt über die
große Zahl von Menschen", die ihnen an den verschiedenen
Besuchspunkten in der Bundeshauptstadt - bei der offiziellen
Begrüßung im Inneren Burghof, vor dem Schloss Schönrunn und vor der
Residenz, dem Imperial - ihre Sympathie bekundeten, betonte der
Sprecher des Tenno. Nach Schätzungen der Polizei hatten sich bei der
militärischen Begrüßungszeremonie im Burghof mindestens tausend
Schaulustige versammelt, unter ihnen japanische Touristen mit
Kindern, die Fähnchen in den Farben Japans schwenkten.
Letzte Station auf der Europa-Reise des Kaiserpaares ist Ungarn
Das Kaiserpaar war, aus Warschau komend, auf dem Flughafen
Wien-Schwechat eingetroffen, wo es von Wirtschaftsminister Martin
Bartenstein willkommen geheißen wurde. Als besonderes Zeichen der
Wertschätzung wurde die Tatsache gewertet, dass der Tenno einen
Staatsbesuch bereits im Zeitraum von drei Jahren erwidert. Letzte
Station auf der Europa-Reise des Kaiserpaares ist Ungarn; die
Weiterreise nach Budapest erfolgt am Dienstagvormittag. Die
Auslandsreisetägigkeit des Kaisers folgt den außenpolitischen
Schwerpunkten der Regierung in Tokio. Mit der Reise des Tenno nach
Mittel-/Osteuropa soll das Interesse an diesem Raum unterstrichen
werden.
Familie genießt in Japan hohe Wertschätzung
Die kaiserliche Familie genießt in Japan hohe Wertschätzung,
besonders in der älteren Bevölkerung. Zwar ist die Separierung des
Kaisers vom politischen Tagesgeschehen und die Konzentration auf
konfliktfreie Themen in Japan Staatsräson, doch sind gerade Akihito
und Michiko wegen ihres unprätentiösen Auftretens und ihrer
bescheidenen Lebensweise im Volk sehr populär.
Der heute 68-jährige Kaiser Akihito hatte am 12. November 1990 den
Chrysanthemen-Thron bestiegen. Um die Inthronisation hatte es heftige
Debatten gegeben; Akihitos Vater Hirohito war (bis zum Ende des
Zweiten Weltkriegs) noch als Gott verehrt worden. (APA)