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Arie Deri vor dem Gefängnis

Foto: Reuters/Aloni
Tel Aviv - Der israelische Ex-Innenminister und frühere Vorsitzende der religiösen Shas-Partei, Arie Deri (42), ist am Montagmorgen nach Verbüßung der Hälfte einer vierjährigen Gefängnisstrafe wegen Korruption und Betruges aus der Haft entlassen worden. Deri, der als einer der charismatischsten israelischen Politiker gilt, war im Juli 2000 nach einem der längsten Prozesse in der Geschichte des Landes wegen Bestechlichkeit, Betrugs, Untreue und Missbrauchs eines öffentlichen Amtes in letzter Instanz zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Er wurde unter anderem für schuldig befunden, als Generaldirektor des Innenministeriums und später als Ressortchef insgesamt 155.000 Dollar Bestechungsgeld angenommen zu haben. Ein Sonderausschuss hatte die vorzeitige Entlassung des Rabbiners "wegen guter Führung" verfügt. Obwohl ihm auf Grund eines neuen Gesetzes für die nächsten sieben Jahre die Annahme eines öffentlichen Amtes untersagt ist, gilt als sicher, dass Deris Entlassung einen Machtkampf innerhalb der Shas-Partei auslösen wird. Deri, der am Gefängnistor von zahlreichen Vertretern seiner Partei begrüßt wurde, die er bei der letzten Knesset-Wahl 1999 mit 17 von 120 Parlamentsmandaten zur drittstärksten Kraft in Israel nach dem Likud-Block und der Arbeiterpartei gemacht hatte. Shas (hebräische Abkürzung für "Sephardische Hüter der Thora") wurde in den frühen achtziger Jahren als politische Stimme der aus Nordafrika und dem Mittelmeerraum stammenden (sephardischen) Juden gegründet. Geistliches Oberhaupt der Partei ist der umstrittene frühere sephardische Großrabbiner Ovadia Yosef. Shas hat sich bewusst von einer rein religiösen zu einer Partei der sozial Schwachen gewandelt. Als "Partei der Frommen" heizt sie dennoch einen latenten Kulturkampf gegen Reformjuden an. Mit dieser Politik, die bei der säkularen Mehrheit in Israel Erbitterung hervorrief, trug Shas unter ihrem jetzigen Vorsitzenden Innenminister Eli Yishai wesentlich zum Sturz des 1999 direkt gewählten Ministerpräsidenten Ehud Barak von der Arbeiterpartei bei. (APA/dpa)