Nahost
Nach seiner Haftentlassung plant Deri politisches Comeback
Aber nicht in Shas-Partei - Bündnis mit Netanyahu gegen Sharon möglich
Jerusalem - Nach knapp zweijähriger Haft ist Arie Deri,
der wegen Korruption verurteilte frühere israelische Innenminister
und Vorsitzende der religiösen Shas-Partei, vorzeitig aus dem
Gefängnis entlassen worden. In der vergangenen Woche hatte ein
Begnadigungsausschuss entschieden, Deris Haft wegen guter Führung zu
verkürzen; er darf aber ein weiteres Jahr nicht politisch aktiv
werden. Der einst einflussreiche Politiker deutete bei seiner
Entlassung aus dem Gefängnis ein mögliches Comeback an: "Ich werde
zum Volk Israels zurückkehren". Politische Beobachter in Jerusalem hielten ein künftiges
Engagement Deris in der Shas-Partei für eher unwahrscheinlich. Die
vom ehemaligen sephardischen Großrabbiner Ovadia Yosef gelenkte
größte religiöse Partei Israels hatte 1999 Deris Rücktritt
durchgesetzt. Die Beobachter rechneten vielmehr damit, dass Deri,
selbst Rabbiner, gemeinsam mit dem Likud-Politiker und ehemaligen
Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu versuchen könnte, die
Kontrolle in der Partei des derzeitigen israelischen
Ministerpräsidenten Ariel Sharon an sich zu reißen.
Einsatz für Sepharden
Als Shas-Vorsitzender kämpfte Deri vor allem für die Rechte der
unterprivilegierten sephardischen Juden aus Nordafrika. Er
beschuldigte die (mittel- und ost-)europäischen (aschkenasischen)
Juden in Israel, die Sepharden zu diskriminieren. Vor drei Jahren
wurde die Shas-Partei zur drittstärksten Parlamentspartei gewählt.
Deri unterstützte die "Land für Frieden"-Strategie des ehemaligen
Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin gegenüber den Palästinensern.
Deri war das erste Regierungsmitglied Israels, das ins Gefängnis
musste. Ihm wurde vorgeworfen, als Innenminister Bestechungsgelder in
Höhe von 155.000 Dollar (rund 157.000 Euro) angenommen zu haben, was
er stets zurückwies. Als er seine Haft antrat, protestierten 20.000
seiner Anhänger und verglichen ihn mit Nelson Mandela. (APA/AP)