Wirtschaft
Auslandsbanken legen in Osteuropa zu
BA/CA-Studie: Ostmarkt vor zweiter Konsolidierungswelle - Drei Österreicher unter Top-Ten-Auslandsbanken der Region
Wien - Der Bankenmarkt in Mittel- und Osteuropa steht vor
einer zweiten Konsolidierungswelle. Für die kommenden zwei bis drei
Jahre erwartet die im HypoVereinsbank-Konzern für Mittelosteuropa
zuständige Bank Austria/Creditanstalt (BA/CA)-Gruppe, dass weitere
Mitspieler den Markt verlassen werden. Banken ohne klare
Osteuropa-Strategie würden Schwierigkeiten haben, ihre Position zu
verteidigen, so BA-Vorstand Willi Hemetsberger am Montag bei der
Präsentation der jüngsten Ostbanken-Studie der BA/CA. Die zweite Konsolidierungswelle habe einige Länder bereits
erfasst. Die Bayerische Landesbank (BayernLB) etwa hat sich im
heurigen Frühjahr aus Kroatien zurückgezogen und die Rijecka banka an
den Staat zurück gegeben, der sie kurz darauf an die Erste Bank der
oesterreichischen Sparkassen verkaufte. Die Berliner Bankgesellschaft
wird sich von der tschechischen Zivnostenska banka trennen, hier
dürfte UniCredito das Rennen machen. In Ungarn wo, die erste
Konsolidierungsphase sehr früh angelaufen ist, haben sich ING und ABN
Amro bereits teilweise zurückgezogen, die Societe Generale hat heuer
den ungarischen Markt ganz verlassen.
Ausländer dominieren
Der Bankenmarkt wird in Mittel- und Osteuropa immer stärker von
ausländischen Instituten dominiert. Laut BA/CA-Studie erhöhte sich
2001 deren Anteil an der gesamten Bilanzsumme in der Region auf 57
Prozent, nach 53 Prozent im Jahr 2000. 1998 waren es erst 32 Prozent
gewesen.
Die ausländischen Banken wachsen auch stärker als die
inländischen. Während das Bilanzvolumen am Gesamtmarkt im Vorjahr um
20 Prozent auf 349 Mrd. Euro zulegte, wiesen die Auslandsbanken ein
Plus von 34 Prozent auf 207 Mrd. Euro auf.
Österreicher unter den Top-Ten
Innerhalb der Region ist der kroatische Bankenmarkt am stärksten
von ausländischen Kreditinstituten dominiert, ihr Anteil liegt bei 82
Prozent. In Tschechien entfallen auf Ausländer 78 Prozent der
Bilanzsumme, in der Slowakei 75 Prozent, in Ungarn 63 Prozent, in
Polen 51 Prozent und in Slowenien 33 Prozent.
Unter den Top-Ten der ausländischen Banken in Mittel- und
Osteuropa (inklusive Russland) sind drei Institute aus Österreich. An
erster Stelle liegt mit einer Bilanzsumme von 24,3 Mrd. Euro die
belgische KBC , gefolgt von der HVB-Tochter Bank
Austria/Creditanstalt mit 21,6 Mrd. Euro und Erste Bank mit 20,4 Mrd.
Euro. Auf Rang vier liegt der italienische UniCredito mit 18,1 Mrd.
Euro. Die Nummer fünf ist die Citibank mit 14,9 Mrd. Euro. Die
österreichische Raiffeisengruppe liegt mit 11,1 Mrd. Euro
Ost-Bilanzvolumen auf dem achten Platz. Die Volksbanken nehmen den 21
Rang mit 1,40 Mrd. Euro Bilanzsumme ein und die Hypos sind mit 1,39
Mrd. Euro am 22. Platz.
Das Wachstumspotenzial für Bankgeschäfte in Mittel- und Osteuropa
wird von der BA/CA-Gruppe nach wie vor hoch eingeschätzt. Das
Verhältnis von Gesamtbankaktiva zum Bruttoinlandsprodukt ist 2001
zwar von 68 auf auf 76 Prozent gestiegen, im Vergleich zu Westeuropa
aber noch immer sehr gering. In Österreich liegt diese Kennzahl bei
295 Prozent, in Euroland sind es 200 Prozent.(APA)