Mehrere Vorstände der Deutschen Telekom sind nach einem Pressebericht gegen die Ablösung des Vorstandsvorsitzenden Ron Sommer durch den Technikvorstand Gerd Tenzer. "Es gibt eine Front gegen ihn", zitiert die "Financial Times Deutschland" Vorstandskreise. Den Gegnern von Sommer wolle der Vorstand mit einem neuen Szenario entgegen kommen. Danach solle dieser zunächst Telekom-Chef bleiben und nach einer Schamfrist in den Aufsichtsrat wechseln. In der Zwischenzeit solle ein geeigneter Nachfolger gesucht werden.

Keine Lösung

Ein Mitglied des Aufsichtsrats sagte der Zeitung: "Es ist unsere Auffassung, dass es keine Lösung ist, Sommer zu stürzen". Widerstand gegen den Wechsel von Sommer zu Tenzer gebe es auf Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite. Aus der Umgebung des Aufsichtsrats hieß es sogar, einige Aufsichtsräte würden eher zurücktreten, als sich gegen Sommer zu stellen.

Schuldensenkung

Parallel zur Personaldebatte intensiviere die Telekom Bemühungen, die Schulden zu senken. Aus einem Vorstandspapier, dass der Zeitung in Teilen vorliege, gehe hervor, dass der Vorstand den Verkauf von Verlustbringern erwäge. Hierzu zähle auch die niederländische Mobilfunktochter Ben. Der Vorstand gehe davon aus, die Verbindlichkeiten ohne Börsengang von T-Mobile bis 2005 auf rund 40 Milliarden Euro abbauen zu können.

Vertrauensverlust

Der Vorstand und Großaktionär der amerikanischen Telekom-Tochter VoiceStream, John Stanton sagte der Zeitung: "Was die Regierung gerade macht, ist die Politisierung der Deutschen Telekom. Die Investoren in den USA verlieren das Vertrauen in den Konzern."

Geteilte Meinungen

Der Nürnberger Wirtschaftswissenschaftler und Börsenexperte Wolfgang Gerke, hat am Montag im Deutschlandradio Berlin eine mögliche Ablösung von Ron Sommer begrüßt. Ein Austausch an der Spitze der Telekom sei überfällig, nur nicht so wie er jetzt vollzogen werde, sagte er. Dem Bonner Konzern sei durch die öffentliche Diskussion ein Schaden entstanden. "Die Telekom ist ins Gerede gekommen". (APA)