Der islamische Fundamentalist Scheich Ahmed Omar Sayed wurde am Montag von einem pakistanischen Gericht in Haidarabad für seine Rolle bei der Entführung und Ermordung des US-Journalisten Daniel Pearl zum Tode durch den Strang verurteilt. Drei Mitangeklagte erhielten lebenslängliche Haftstrafen.Die vier Angeklagten nahmen die von einem speziellen Antiterrorgericht ausgesprochenen Strafen ohne Gemütsbewegungen zur Kenntnis. "Sie standen da, hörten zu und setzten sich wieder hin", schilderte der Chefankläger, Raja Qureshi, die Urteilsverkündung, zu der keine Journalisten zugelassen waren. Der später von Rai Bashir, dem Verteidiger von Scheich Ahmed Omar Sayed, vorgelesenen schriftlichen Erklärung mangelte es allerdings nicht an emotionalen Ausbrüchen: Darin bezeichnete Sayed unter anderem den Prozess als "reine Zeitverschwendung". An die Adresse des pakistanischen Präsidenten, General Pervez Musharraf, sprach Sayed eine deutliche Drohung aus: "Wir werden sehen, wer zuerst stirbt. Ich oder diejenige, die diese Todesstrafe für mich arrangiert haben." Musharraf sollte wissen, dass der allmächtige Allah da sei und Rache üben könne, hieß es in Sayeds schriftlicher Erklärung. Jetzt, da der Heilige Krieg ausgebrochen sei, müsse sich jeder Muslim dazu bekennen, ob er auf der Seite des Islams oder auf der Seite der Ungläubigen stehe, meinte der Verurteilte weiter. Bereits während des Verfahrens hatte die Verteidigung behauptet, General Pervez Musharraf habe von den Richtern die Todesstrafe verlangt. Nun geht die Verteidigung gegen diesen Urteilsspruch in die Berufung. Den Angeklagten stehen zwei Rekursmöglichkeiten offen. Und sollten diese beiden Gerichte die Todesstrafe für den Hauptangeklagten bestätigen, dann hat Sayed noch die Möglichkeit, ein Gnadengesuch einzureichen und die Umwandlung der Todesstrafe in lebenslängliche Haft zu beantragen. Die Chancen in einem Revisionsverfahren stehen nicht schlecht. Zum einen stützte sich das Gericht beim Urteil auf die teils widersprüchlichen Aussagen eines Taxifahrers sowie auf ein Geständnis, das Sayed später zurückzog. Der Taxifahrer will am 23. Jänner, am Tag, als Pearl verschwand, gesehen haben, wie Sayed den Wall Street Journal-Reporter in einem Restaurant in Karachi getroffen hatte. (DER STANDARD, Printausgabe, 16.7.2002)