Ökologie
Hormon-Futtermittel-Skandal in Deutschland
Wachstumshormon MPA könne die Fortpflanzungs- fähigkeit des Menschen beeinträchtigen - Massensperrung von Höfen
Brüssel/Düsseldorf - Auf den Skandal um hormonbelastetes
Tierfutter hat Nordrhein-Westfalen am Montag erstmals mit der
massenhaften Sperrung von Mastbetrieben reagiert. Wie die
Landwirtschaftsministerin des deutschen Bundeslandes, Bärbel Höhn, in Düsseldorf mitteilte, sind 160 Aufzuchtbetriebe und zwölf
Futtermittelhändler betroffen. Die deutsche
Verbraucherschutzministerin Renate Künast dringt darauf, dass die EU
schärfere Regeln und Kontrollen erlässt. Nach Informationen des Verbraucherministeriums haben deutsche
Bauernhöfe und Futtermittelhersteller 1.300 Lieferungen
hormonbelasteten Mischfutters und Melasse (Reste der
Zuckerproduktion) bezogen. Betroffen sind Nordrhein-Westfalen,
Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt, Thüringen und
Bayern. Höhn sprach im Deutschlandfunk von 8.500 Tonnen Mischfutter.
Hinzu kämen große Futtermengen, in die belastete Melasse gemischt
wurde.
Tiere müsssen getötet und entsorgt werden
Die Ministerin versicherte, das Fleisch der Tiere, die mit dem
belasteten Futtermittel gemästet wurden, komme nicht in den
Lebensmittelhandel. Vielmehr müssten die Tiere getötet und entsorgt
werden. Beim Gros der in Nordrhein-Westfalen betroffenen
landwirtschaftlichen Betriebe handelt es sich um Schweinemäster.
In Niedersachsen sind seit Juni 160 Betriebe mit rund 3.600 Tonnen
möglicherweise hormonbelasteter Melasse zur Futtermittelherstellung
beliefert worden. Diese Zahlen nannte das Landwirtschaftsministerium.
Entscheidungen gefordert
Künast sagte vor einem Treffen der EU-Agrarminister in Brüssel:
"Wir brauchen endlich und dringend Entscheidungen." Die Qualität von
Fleisch hänge maßgeblich von der Qualität der Futtermittel ab. Dies
sei aber "noch nicht hinreichend geregelt und nicht hinreichend
kontrolliert", sagte die Grünen-Politikerin.
"Wir brauchen eine Positivliste, damit nur das drin ist, was auf
der Liste steht", sagte Künast. Eine solche Liste sei in einem
Positionspapier der EU-Kommission bereits enthalten. Die Umsetzung
müsse beschleunigt werden. Zudem sprach sich die Ministerin dafür
aus, alle Futtermittelbetriebe EU-weit zu registrieren und regelmäßig
zu kontrollieren. Die Tatsache, dass ein Unternehmen wie das in
Belgien über zwei Jahre mit Hormonen belastete Zusatzstoffe
vermarkten habe können, mache ein strukturelles Problem deutlich.
Solche Betriebe müssten regelmäßig kontrolliert werden. (APA/AP)