Wien - Der altkatholische Bischof Bernhard Heitz machte der Bezeichnung seiner Konfession alle Ehre: "Der Ruhetag ist die größte soziale Errungenschaft biblischer Schöpfungslehre." Er begrenze nicht nur die Arbeitszeit, sondern "auch das Weisungsrecht des Hausherrn über abhängig Beschäftigte", am Sabbat - "hebräisch für Ruhen oder Aufhören" - hätten laut altem Testament "selbst Pflügen und Ernten unterbrochen zu sein", auch "Tiere, Sklaven und Fremde sollten zu Atem kommen". Beim Pressefrühstück am Montag wurde es still, fast andächtig, als solch predigtartige Worte fielen. Es ging um den Sonntag. Der müsse "arbeitsfrei bewahrt bleiben", so die Protagonisten einer Allianz, die mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln dafür streiten will, sei es mit Schriftzitaten oder mit Argumenten aus der Jetztzeit. Oder mit einer "Aktionswoche" heuer vor Martini (oder Faschingsbeginn, je nach Sichtweise). Bemerkenswert an der Allianz ist: In der Liste der Mitglieder liest man von fast allen christlichen Religionen, die in Österreich praktiziert werden - von den Anglikanern über die Bulgarisch-Orthodoxen bis hin zu mehreren Organisationen der Römisch-Katholischen wie der Bischofskonferenz. Unter dem Buchstaben G wie Gewerkschaft finden sich dann zwölf mächtige Teilgewerkschaften - Privatangestellte, öffentlicher Dienst, Bau-Holz bis zu den Post- und Fernmeldebediensteten. Schließlich noch das Wirtschaftsforum der Führungskräfte. Und der Österreichische Alpenverein. Gegen Erweiterung der Wochenöffnungszeiten Die Allianz ist nicht nur gegen alle Tendenzen, den Sonntag zu einem Werktag zu machen, laut Sprecher Markus Glatz-Schmallegger von der Katholischen Sozialakademie sei man auch gegen die im VP-FP-Koalitionsabkommen festgeschriebene, aber bis dato noch nicht verwirklichte Erweiterung der maximalen Wochenöffnungszeiten im Handel von 66 auf 72 Stunden (Hier widersprach darauf sanft der Calvinist - "Arbeit ist für uns an sich heilig" - in der Frühstücksrunde, der evangelisch-methodistische Superintendent Lothar Pöll, mit ihm könne man darüber "zumindest reden"). Der römisch-katholische Bischof von Linz, Maximilian Aichern, gleichzeitig Sozialreferent der Bischofskonferenz, sagte: "Es ist klar, dass manche am Sonntag arbeiten müssen." Dies solle aber lediglich der "Sicherheit, der Gesundheit, allenfalls dem Miteinander in der Gesellschaft dienen". Er könne sich vorstellen, dass das Recht auf einen freien Sonntag "wie in Deutschland in der Bundesverfassung festgeschrieben werden könnte". Wie bewerte man eigentlich, dass gerade kleine Händler am Land sonntags zwischen Kirchgang und Frühschoppen illegal die Hintertür des Geschäftes öffnen - und eben nicht die oft verteufelten großen Handelsketten? Ein verständnisvolles Lächeln Aicherns, Sohn eines Fleischhauers: "Das war doch schon immer so." (Leo Szemeliker, DER STANDARD, Printausgabe 16.7.2002)