Deutschland
Ermittlungsverfahren wegen NS-Verbrechen eingestellt
Wegen Verhandlungsunfähigkeit des 90-jährigen Angeklagten - 577 jüdische Häftlinge ermordet
Lieberose - Der Mord an Hunderten Häftlingen im
brandenburgischen KZ-Außenlager Jamlitz bleibt ungesühnt. Die
Staatsanwaltschaft Cottbus stellte das Ermittlungsverfahren gegen
einen früheren SS-Angehörigen wegen Verhandlungsunfähigkeit ein. Eine
Sprecherin der Anklagebehörde bestätigte am Dienstag einen
entsprechenden Bericht der "Berliner Zeitung". Es handelte sich den
Angaben zufolge um das letzte in Brandenburg anhängige
Ermittlungsverfahren zu einem Nazi-Verbrechen. Der 90 Jahre alte Beschuldigte sei an Altersdemenz erkrankt und
nicht verhandlungsfähig, hieß es. Zudem hätten zwei Zeugen den in
Niedersachsen lebenden Mann nicht auf Fotos identifizieren können.
Der Beschuldigte soll 1945 bei der Evakuierung des Lagers an der
Ermordung von 577 als nicht marschfähig eingestuften jüdischen
Häftlingen beteiligt gewesen sein. Andere Tatverdächtige sind
inzwischen gestorben oder konnten nicht eindeutig der SS zugeordnet
werden, wie die Sprecherin sagte.
In dem 1944 eingerichtete KZ-Außenlager Lieberose bei Jamlitz
waren zeitweise bis zu 6.000 Menschen eingesperrt. Sie sollten einen
Truppenübungsplatz bauen. Einige tausend Häftlinge starben in Jamlitz
oder wurden nach Auschwitz gebracht und dort getötet. Vor etwa 30
Jahren fand man in einer Kiesgrube die sterblichen Überreste von 577
Menschen, die bei der Auflösung des Lagers umgebracht worden waren. (APA/dpa)