Reisen aktuell
Montenegro: Touristen bleiben aus
Kaum Urlauber aus westlichen Ländern - Hohe Preise, verschmutzte Strände und Wasserknappheit als Hauptursachen
Belgrad/Podgorica - Die montenegrinische Adria wird auch zwei
Jahre nach dem Regimewechsel in Belgrad hauptsächlich von westlichen Touristen
wieterhin gemieden. Nach offiziellen Angaben des
montenegrinischen Fremdenverkehrsverbandes ist die Zahl der
ausländischen Touristen 2002 zwar um 70 Prozent angestiegen,
allerdings ist die absolute Zahl an Gästen eher dürftig. Die Urlauber kommen mehrheitlich aus Serbien, Slowenien, Slowakei und Russland, aus westlichen Staaten sind kaum welche vertreten.
Hohe Preise, unfreundliches Personal in der Gastwirtschaft,
schmutzige Strände und Wasserknappheit dürften die
Hauptgründe für den ausbleibenden Touristenstrom sein. Einige der
wichtigsten Touristenorte wie Budva, Tivat, Kotor und Herceg-Novi,
sind auch heuer mit anhaltenden Wasserversorgungsproblemen
konfrontiert.
Über weniger Touristen wird heuer auch in Ulcinj, dem beliebtesten
Ferienort der Kosovo-Albaner, geklagt. Auch im Kosovo haben sich
ähnlich wie in Serbien die nicht immer unbegründeten Gerüchte
verbreitet, wonach die Montenegriner seit der Einführung des Euro die
früher in Deutscher Mark angegebenen Preise einfach verdoppelt haben.
Ein Mitarbeiter des montenegrinischen Fremdenverkehrsverbandes, Dejan
Belada, meinte dazu in der Belgrader Wochenzeitschrift "Nedeljni
telegraf", dass von 250.000 Betten zur Zeit nur rund 40.000 besetzt
seien. Es wird geschätzt, dass etwa 17.000 Touristen illegal in
Privatunterkünften logieren, um die Entrichtung der Anmeldegebühr zu
vermeiden.
Nach Angaben des Belgrader Fremdenverkehrsverbandes ist heuer
indessen die Türkei zum beliebtesten Urlaubsland der Serben geworden. Einer der Hauptgründe ist das wesentlich billigere
Urlaubsangebot. Im Vergleich sind die Preise an der montenegrinischen Adria-Küste mindestens doppelt so hoch. Montenegro steht als Urlaubsziel
bei Serbischen Touristen erst an vierter Stelle hinter Bulgarien und
Griechenland.
Auf dem Belgrader Hauptbahnhof, wo die Züge in Richtung der
Adria-Küstenstadt Bar abfahren, herrscht zwar auch heuer ein reger
Verkehr, von einem Touristenandrang kann allerdings keine Rede sein.
Die Mehrheit der Türkei-Reisenden aus Serbien entscheidet sich
für eine Busreise. Bis zum beliebtesten Ferienort Kushadasi,
1.400 Kilometer von Belgrad entfernt, dauert sie bis zu 30 Stunden,
macht aber den Urlaub wesentlich billiger, was bei einem
Durchschnittslohn von 140 Euro durchaus zu verstehen ist. (APA/red)