Die Abfangjäger-Debatte aus britischer Sicht: Auch Blairs Verteidigungsminister plant den Ankauf von "Typhoons"; Stückzahl: 232, Kostenpunkt: 19 Mrd. Pfund. In der Londoner "Times" beschreibt Starkolumnist Mathew Parris die mittlerweile 17-jährige Geschichte des Eurofighter-Projekts als trauriges Beispiel für das Zusammenwirken von "Entscheidungsunfähigkeit, Großmannssucht und Verschwendung". In Kürze:Dass der "Typhoon" aussieht wie ein in der Luft zur Welt gekommenes Kamel und eines der hässlichsten Dinge ist, die man seit dem ersten Truthahn-Flug je am Horizont gesehen hat, würde ja nicht weiter ins Gewicht fallen, wenn sich fremde Potentaten beim Kauf ihrer Spielzeuge am Gebrauchswert orientieren würden. Tun sie aber nicht. Sie wollen Männlichkeitssymbole, und ließe es die politische Lage zu, könnten wir die Kisten wohl Saddam Hussein verkaufen. Tatsächlich ist es den EAF-Partnerländern Großbritannien (zu einem Drittel an der Projektentwicklung beteiligt), Deutschland, Italien und Spanien bisher nicht gelungen, auch nur einen Flieger einem anderen Land zu verkaufen - abgesehen von einer Hand voll EAFs an Österreich (eine überraschende Entscheidung, die wohl nicht aus verteidigungspolitischen Gründen getroffen wurde). Nicht einmal unseren besten Freunden - Australien hat den groß hinausposaunten Ankauf von 100 Fliegern wieder abgeblasen - können wir das teure Eisen aufschwatzen. Und wenn Experten nach ersten Probeeinsätzen sagen, es handle sich um ein "ziemlich gutes und wendiges Gerät", dann fragt sich nur: gut und wendig wofür? Wer ist der Feind? Das ganze Projekt war auf die Logik des Kalten Kriegs ausgerichtet. Dieses Bedrohungsszenario hat aber ausgedient. Und wenn man den Verteidigungsminister um eine Antwort bittet, beschränkt sich der auf ein bedeutungsschwangeres "Wer weiß?" - als könnte es uns doch nicht schwer fallen zu erahnen, wer uns angreifen will und wer nicht. Die Wahrheit ist: Einen Milliardenverlust mit einem eulenhaften "Wer weiß" zu legitimieren, ist schlicht eine Zumutung. Facit des Kritikers: Wenn es den Eurofighter nicht gäbe, gäbe es auch keinen Grund, ihn zu erfinden. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.7.2002)