Telekom
"Sommer-Baustellen"
Die kommenden Monate werden für die Telekom nicht leicht
Berlin - Mit dem Rücktritt Ron Sommers steht der
Deutschen Telekom eine Übergangsphase bevor. Für sechs Monate wird
der ehemalige Aufsichtsratschef des Bonner Konzerns, Helmut Sihler,
zusammen mit dem Telekom-Technik-Vorstand, Gerd Tenzer, die Geschäfte
führen. Beide stehen vor der schwierigen Aufgabe, nicht nur schnell
einen endgültigen Nachfolger für Sommer, sondern auch Lösungen für
drängende Probleme zu präsentieren. Die wichtigsten
Baustellen aus der Ära Ron Sommer:Schuldenabbau
Die Deutsche Telekom drücken derzeit Schulden in
Höhe von 66 Milliarden Euro. Noch Anfang des Jahres hatte es sich das
Unternehmen zum Ziel gesetzt, den Schuldenstand bis Ende Dezember auf
50 Milliarden Euro zurückfahren zu können. Doch der Plan ist
geplatzt. Der Verkauf der verbliebenen TV-Kabelnetze an den
US-Konzern Liberty Media scheiterte am Veto des Bundeskartellamtes.
Damit fehlen 5,5 Milliarden Euro in der Kasse des Konzerns für den
Schuldenabbau. Auch die erhofften Einnahmen aus dem Börsengang der
Tochter T-Mobile von rund zehn Milliarden Euro bleiben zunächst aus:
Wegen der schlechten Marktlage wurde das Projekt bis auf weiteres
abgesagt.
UMTS
Mit dem Kauf der UMTS-Lizenzen im August 2000 hatte Sommer
wie viele Manager aus der Branche auf ein neues Zugpferd nach dem
auslaufenden Boom bei herkömmlichen Mobiltelefonen gehofft. Die
Telekom musste wie die fünf anderen erfolgreichen Bieter rund acht
Milliarden Euro für die Lizenzen zahlen. Für den Aufbau der Netze
sind nochmals Milliarden fällig. Doch ein Massenmarkt für die
multimediafähigen Handys ist nach Expertenmeinung frühestens ab dem
Jahr 2005 in Sicht. Bis dahin droht der Telekom wie auch den anderen
Anbietern eine Durststrecke. "Kursphantasien" bei den Anlegern lassen
sich mit diesen Aussichten kaum wecken.
Voicestream
Sommers Traum war immer der Sprung in die USA. Den
erfüllte er sich im Mai vergangenen Jahres mit der Übernahme des
US-Mobilfunkunternehmens VoiceStream für 50,7 Milliarden Dollar. Doch
VoiceStream erwies sich als Trojanisches Pferd: Einige der vor allem
mit T-Aktien bezahlten VoiceStream-Großaktionäre zeigten sich
angesichts der aufkeimenden Branchenflaute nicht an dem Papier aus
Deutschland interessiert und begannen schon bald, es wieder
abzustoßen. Seitdem lotet die Aktie immer neue Tiefen aus. Zudem hat
es VoiceStream wegen regional sehr begrenzter Netze schwer, zu den
großen Konkurrenten in den USA aufzuschließen. Deshalb soll für
VoiceStream nun offenbar ein schlagkräftiger Partner gefunden werden.
Im Gespräch ist sowohl die Mobilfunktochter des Telefonriesen AT&T
wie auch der zweitgrößte US-Mobilfunkanbieter Cingular. Dabei wäre
VoiceStream aber bestenfalls Juniorpartner. (APA)