Bregenz - Kunststaatssekretär Franz Morak (V) hoffte, dass von der Eröffnung der Bregenzer Festspiele "ein Impuls für ein besseres wechselseitiges Verstehen zwischen uns Österreichern und unseren Partnern im Europa von Morgen" ausgehen könnte. Über der Beziehung zwischen Österreich und der Tschechischen Republik "lasten heute die Schatten der Verweigerung der Aufarbeitung der historischen Erinnerung". Morak zog Parallelen zum Inhalt von Martinus Eröffnungsstück "Julietta": "Unseren beiden Ländern droht, dass es uns so gehen könnte, wie dem Michel in Martinus Oper auf der Suche nach seiner geliebten Julietta: Dass wir zwar anfänglich wissen, was wir wollen, uns aber allmählich in den Wirrnissen einer unendlichen Abfolge komplexer Augenblicke verlieren und am Ende die Chance zur Vereinigung mit Julietta verpassen". Der Kunststaatssekretär plädierte dafür, die Botschaft dieser Oper aufzugreifen und eine "freundschaftliche und tabufreie Diskussion über unsere wechselseitigen Erfahrungen und historischen Erinnerungen" zu beginnen. An der Schwelle zur EU-Erweiterung müsse es darum gehen, wechselseitiges Vertrauen aufzubauen und einen gemeinsamen Vorrat an geistigen und kulturellen Erfahrungen "den Hypotheken der Vergangenheit" gegenüberzustellen. Durch geduldiges Gespräch, gegenseitiges Zuhören und gemeinsames Erforschen der Vergangenheit werde "der Zeitpunkt kommen, an dem Fehler sichtbar und das Eingestehen von Schuld möglich" werde. Morak bescheinigte den Bregenzer Festspielen, dass ihnen die "sprichwörtliche Quadratur des Kreises" gelungen sei, "nämlich massenattraktiv zu sein und dabei höchsten künstlerischen Qualitätsansprüchen gerecht zu werden". Neben dem Spiel am See haben die Festspiele ein "qualitativ hoch stehendes Avantgardeprogramm hochgezogen". Dies sei "umso bemerkenswerter", als der Anteil der Eigeneinnahmen in den vergangenen 20 Jahren "von damals 30 Prozent auf heute 70 Prozent gesteigert" werden konnte, lobte der Staatssekretär. (APA)