Literatur
Vorschau auf den Schweizer Bücherherbst
Neue Bücher von Adolf Muschg, Zoe Jenny und vielen anderen
Bern - Im Herbst
veröffentlichen fast alle "Literaturstars" der Schweiz neue Bücher, darunter
Adolf Muschg, Peter Weber, Zoe Jenny, Ruth Schweikert und postum
Aglaja Veteranyi.
"Das Regal der letzten Atemzüge" heißt die Fortsetzung von
Veteranyis gefeiertem Erstling "Warum das Kind in der Polenta kocht"
(1999). Der Tod ist Generalbass in dieser lakonischen Erzählung über
das Leben und andere Asylbegehren. "Wir sind viel länger tot als
lebendig, deswegen brauchen wir als Tote viel mehr Glück", hat die
Autorin, die sich im Februar das Leben nahm, dem Text vorangestellt. Zoe Jenny, mit "Das Blütenstaubzimmer" 1997 zum Literaturstar
geworden und nach "Das Muschelhorn" (2000) leicht in Ungnade
gefallen, präsentiert "Ein schnelles Leben": eine Romeo-und-Julia-
Romanze zwischen einem türkischen Mädchen und einem rechtsradikalen
Burschen.
Nach ihren hochgelobten Bestsellern "Erdnüsse.Totschlagen" (1994)
und "Augen zu" (1998) legt auch Schillerpreisträgerin Ruth Schweikert
ihr drittes Buch vor. "Ohio" erzählt die letzten fünf Tage im Leben
eines Arztes und führt unter anderem nach Durban (Südafrika).
Auch Peter Weber lässt seinen zwei preisgekrönten Werken "Der
Wettermacher" (1993) und "Silber und Salbader" (1999) ein drittes
folgen. "Bahnhofsprosa" entwirft wiederum eine ganz eigene,
mythengestützte Welt, in der beispielsweise von einem "Nullstein" aus
das Kontinentinnere vermessen wird, die "Mutteruhr" eine ganz
spezielle Zeit misst und die "Bahnhofswurzel" die Halle ernährt.
Nur ein gutes Jahr hat der aus Rumänien stammende Zürcher
Psychologe Catalin Dorian Florescu gebraucht, um seinem mehrfach
ausgezeichneten Erstling "Wunderzeit" "Der kurze Weg nach Hause"
nachzuschieben. Das neue Buch setzt den Auswanderer-Schelmenroman
fort, aus dem kindlichen Protagonisten ist ein Jugendlicher geworden.
Auch Debüts hat der Bücherherbst im Angebot. "Unruh" des Basler
Regisseurs Hansjörg Betschart erzählt von einem Uhrmachergenie und
erinnert etwas an Patrick Süskinds "Parfum". Der Dramatiker Lukas
Bärfuss, Regisseur der Expo-Nationalfeier, legt mit der Novelle "Die
toten Männer" seinen Prosaerstling vor. Erzählt wird von einem Mann,
der im Verdacht steht, den Freund seiner Tochter umgebracht zu haben.
Auch in Adolf Muschgs neuer Erzählung "Das gefangene Lächeln" wird
die Hauptfigur des Mordes verdächtigt. Der alternde Josef gesteht die
Tat samt der daraus folgenden Lebenswende in einem langen Brief, den
sein Enkel 20 Jahre später erhalten soll.
Muttermord lautet wiederum der Verdacht in Guido Bachmanns Roman
"Sommerweide". Eingewiesen in die Psychiatrie, rollt auch hier ein
Mann sein Leben auf. Nicht in den Mord verwickelt, aber mit seiner
Klärung beschäftigt ist die Bergführerin Andrea in Emil Zopfis neuem
Buch "Steinschlag".
Ausnahmsweise keinen Krimi, sondern Kurzgeschichten legt der
Dramatiker und Romanautor Hansjörg Schneider vor. "Im Cafe und auf
der Straße" überzeugt wie die Hunkeler-Krimis durch Liebe zum Detail
und großes Einfühlungsvermögen.
"Widernatürliche Befriedigung des Geschlechtstriebs, begangen an
einem zwölfjährigen Knaben" lautete 1902 der Verdacht gegen den
Priester und Publizisten Heinrich Federer. In seiner neuen Biografie
"Federer - Priester und Schriftsteller in der Stunde der Versuchung"
spricht Pirmin Meier ein hochaktuelles Thema an. (APA/sda)