Die Wiener Zeitung hat laut Geschäftsführer Karl Schiessl in den vergangenen drei Jahren 4,4 Millionen Euro Umsatz verloren. Insolvenzen, Feilbietungen und ein Teil der Kundmachungen zum Firmenbuch müssen nicht mehr in der Tageszeitung veröffentlicht werden, die der Republik gehört. 2001 hat das Blatt rund 16 Millionen Euro umgesetzt. Schiessl will den Ausfall durch neue Onlineaktivitäten wie oesterreich.at und auftrag.at ausgleichen. Im August erscheinen auch die letzten Bundesgesetzblätter in gedruckter Form. Die Wiener Zeitung wird sicher "noch ein paar Jährchen bestehen bleiben", glaubt Schiessl; nicht unbedingt aber zur Gänze in Staatsbesitz, sondern "eventuell mit privater Beteiligung". Gespräche gebe es derzeit aber nicht. In den kommenden Wochen wird außerdem der Druckvertrag für die Wiener Zeitung (Auflage: Montag bis Donnerstag: 22.500, Wochenende: 45.000) neu ausgeschrieben, kündigte Schiessl an. Derzeit wird bei Strohal im Burgenland gedruckt, doch die einst staatseigene Druckerei wurde Ende 2001 an Invest Equity, eine Venture-Capital-Tochter der Investkredit verkauft. Schiessl wünscht sich "mehr Farbe und Flexibilität". Knapp vor seinem 300-Jahr-Jubiläum im nächsten Jahr hat sich das Blatt ein neues Bürohaus in der Mommsengasse, Ecke Wiedner Gürtel zugelegt. Die 97 Mitarbeiter übersiedeln ab August vom Rennweg in das neungeschoßige Haus. Die dafür weitläufigen 4500 Quadratmeter werden für 462.000 Euro jährlich gemietet. Am Rennweg zahlte die Zeitung für rund 3000 Quadratmeter 436.000. Die Porr-Tochter UBM, der die Immobilie gehört, will das Haus nun verkaufen. (cr/DER STANDARD, Printausgabe, 18.7.2002)