Der riesige organisatorische und servicebedingte Aufwand, den große Gebäude kontinuierlich verursachen, lässt sich über das Internet einfacher und schneller bewältigen. Der auf Industrieautomatisierung spezialisierte Stuttgarter Konzern Festo hat in sein neu gebautes Technologiecenter alles hineingepackt, was derzeit richtungsweisend bei Gebäudesteuerung ist. Herausgekommen ist ein Hightechkomplex, der sicher zukunftsweisend, wenn auch nicht billig ist: Der knapp 34.000 Quadratmeter große Glaskomplex schlug mit 1350 Euro Baukosten pro Quadratmeter zu Buche.Ein Taschencomputer (Handheld) mit einem Webbrowser genügt zur Steuerung. Der kleine Rechner loggt sich drahtlos über Bluetooth ins Intranet des Gebäudes ein, und sofort kann der Nutzer auf die technischen Anlagen zugreifen. Da werden mit einfachen Menüs die riesigen, hydraulisch betriebenen Sonnensegel vor der Glasfassade gespannt oder die Deckenbeleuchtungen eingeschalten. Heizungs-, Klima-, Lüftungs-und Kälteanlagen werden über Intra- und Internet adjustiert. Wenn eines der vielen Geräte des Gebäudes ausfällt, schickt es automatisch ein SMS an den zuständigen Servicebetrieb außer Haus. Intelligente Ventile Kernstück der Gebäudesteuerung ist ein so genanntes LonWorks (Local Operating Network, LON), das die unterschiedlichen Gebäudetechnik-Komponenten - von pneumatische Lüftungsklappen über elektrische Jalousieantriebe bis hin zu "gewöhnlichen" Lichtschaltern, alle von unterschiedlichen Herstellern - in ein System integriert. Dazu wurden die einzelnen Geräte mit standardisierten Applikationsprofilen ausgestattet, sodass sie untereinander Daten austauschen können. So richtet sich die künstliche Lichtzufuhr automatisch nach den Sichtverhältnissen in den einzelnen Büros; so spenden die Sonnensegel vor der Glasfront automatisch erst dann Schatten, wenn es nötig ist. Auf einem zentralen Server sind alle Programme und Konfigurationseinstellungen der einzelnen Geräte und Geräteteile gespeichert. Wird ein Gerät defekt, weist die Datenbank dem neuen Gerät die gespeicherten Parameter des Vorgängers zu. "Uns war bei der Koppelung des LON-Systems mit Internet- und drahtloser Bluetooth-Technologie wichtig, dass wir auf offene Standards setzen", sagt Dietmar Stoppel, Leiter des Facility-Managements. "Bei künftigen Bluetooth-Handys oder Freisprechanlagen oder was auch immer bleiben wir kompatibel." (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18. 7. 2002)