Europa
Mutmaßliche Mitglieder der griechischen Terrorgruppe 17. November geständig
Möglicherweise ist auch der Kopf und Gründer der Gruppe in Haft
Athen - Die griechische Polizei hat nach
eigenen Angaben erstmals drei führende Köpfe der linksradikalen
Untergrundorganisation 17. November festgenommen, der seit 1975
23 Morde angelastet werden.Polizeichef Fotis Nasiakos sagte am Donnerstag auf einer
Pressekonferenz, die drei Männer hätten Geständnisse abgelegt
und ihre Beteiligung an Verbrechen der linksradikalen Gruppe
zugegeben sowie Einzelheiten ihrer Taten geschildert. Einer der
Festgenommenen habe seine Beteiligung an der Ermordung des
britischen Militärattaches Stephen Saunders im Juni vor zwei
Jahren gestanden.
Vierter Mann inhaftiert
Nasiakos sagte ferner, die Polizei habe einen vierten Mann
in Gewahrsam, bei dem es sich möglicherweise um den Gründer der
Gruppe handele. Der 17. November ist der Jahrestag eines
Studentenaufstandes von 1973 unter der griechischen
Militärherrschaft. Die Gruppe kam 1975 mit der Ermordung des
Vertreters des US-Geheimdienstes CIA in Athen, Richard Welch, in
die Schlagzeilen. Das letzte Opfer war am 8. Juni 2000 der Brite
Saunders.
Auf die Spur der Gruppe kam die Polizei, als sich Savas
Xiros, der gegenwärtig im Krankenhaus liegt, Ende Juni bei einem
fehlgeschlagenen Anschlag im Hafen von Piräus verletzte. Bei ihm
war eine Waffe gefunden worden, die der 17. November bei sieben
Morden benutzt hatte, wie die Ballistiker herausfanden. Unter
den Festgenommenen sollen sich zwei Xiros-Brüder befinden.
Kopf und Gründer der Gruppe ein Universitätsprofessor?
Aus Polizeikreisen verlautete, Kopf und Gründer der Gruppe
sei möglicherweise ein 55-jähriger Universitätsprofessor mit
Wohnsitz auf der Insel Lipsi. Der Professor war am Mittwoch
festgenommen worden, nachdem eine Spezialeinheit zur
Terrorismusbekämpfung mit einem Hubschrauber auf der Insel
gelandet war. In seinem Hauptwohnsitz in Athen seien Unterlagen,
eine Schreibmaschine und ein Computer sicher gestellt worden.
Die Insel Lipsi hat nur 600 Einwohner und liegt 250
Kilometer östlich von Athen. Der Professor soll mit einer
Französin verheiratet sein. Griechischen Medien zufolge war der
Gründer der Gruppe in den 60er Jahren ein radikaler Student, der
in Paris studierte und in Kuba eine Ausbildung zum Revolutionär
erhielt.
Griechische Medien sprachen von einem "historischen Tag" und
stellten den 17. November in eine Reihe mit der italienischen
Extremistengruppe Rote Brigaden und der deutschen
Baader-Meinhof-Gruppe in den 70er Jahren. Griechenland hatte nach 27 Jahren Misserfolg bei der
Fahndung im Vorfeld der Olympischen Spiele 2004 eine
Zerschlagung der Gruppe angekündigt. (Reuters)