Formel 1
Vom "Schummel-Schumi" zum unumstrittenen Superstar?
Ein Rückblick auf die Erfolgsgeschichte des rekordeheimsenden, noch vierfachen Weltmeisters
Magny-Cours - Am Sonntag kürte sich Michael Schumacher im
Grand Prix von Frankreich in Magny-Cours zum schnellsten Weltmeister
und zog mit dem fünfmaligen Rekord-Champion Juan Manuel Fangio
gleich.
Seine Formel-1-Titel sind geprägt durch
historische Triumphe, tolle Bestleistungen, aber auch Skandale
und Kollisionen. Erster Titelgewinn (nach Karambolage mit Hill)
Mit seinem WM-Gewinn am 13. November 1994 schrieb Schumacher
gleich Geschichte: Als erster Deutscher entschied der damals 25 Jahre
junge Rheinländer beim spannungs- und emotionsgeladenen Saisonfinale
im australischen Adelaide nach einer Karambolage mit Damon Hill das
Titelrennen für sich. Dies war ein negativer Höhepunkt einer von
Reglementverstößen und Tragödien überschatteten Saison.
Negativ-Image
Nach dem "Flaggen-Skandal" von Silverstone, der
"Holzplatten-Affäre" von Spa sowie ständigen Anschuldigungen, sein
Team verstoße gegen Bestimmungen, haftete dem Benetton-Ford-Piloten
lange Zeit das Negativ-Image des "Schummel-Schumi" an. Trotz zweier
Disqualifikationen und Rennsperren schaffte er es, mit acht
Saisonsiegen seinen britischen Rivalen Hill um einen Punkt zu
distanzieren. "Es ist ein historischer Erfolg, und es ehrt mich, als
erster Deutscher Formel-1-Weltmeister geworden zu sein", jubelte
Schumacher damals. "Ein Traum ist wahr geworden."
"Ayrton, der beste..."
"Ayrton hätte diesen Titel verdient. Er war der beste Fahrer im
besten Auto", widmete Schumacher seine WM dem am 1. Mai in Imola
tödlich verunglückten brasilianischen Superstar Ayrton Senna. Einen
Tag zuvor war der Österreicher Roland Ratzenberger im Training ums
Leben gekommen.
"Meine Hochzeit war noch wichtiger"
Mit vier Dosen Bier und einem Teller Ravioli feierte Schumacher
seinen zweiten Titel ein Jahr später am 22. Oktober 1995 nach seiner
Triumphfahrt in Japan. "Meine Hochzeit war noch wichtiger",
relativierte der Ehemann die Bedeutung dieses Erfolges. Am 1. August
hatte er seine Verlobte Corinna Betsch geheiratet.
Zweiter Titel mit neun Siegen
Auch auf dem Weg zum zweiten Titel schrieb Schumacher wieder
Geschichte: Als erster Deutscher gewann er den Großen Preis von
Deutschland in Hockenheim und stellte mit neun Siegen den Rekord
Nigel Mansells (1992) ein. Seinen Erzrivalen Hill hatte der
Benetton-Renault-Pilot dabei gut im Griff und dominierte am Ende mit
102:69 Punkten.
Triumph mit Negativschlagzeilen
Aber erneut war der Triumph von Negativschlagzeilen überschattet.
Wegen reglementswidrigen Benzins wurde "Schumi" beim Saisonstart in
Sao Paulo zunächst disqualifiziert, ehe das Sportgericht später nur
das Team bestrafte. Und nach gegenseitigen Attacken erhielten er und
Hill je eine Rennsperre auf Bewährung.
Fünf Jahre bis zum dritten Titel
Fünf Jahre musste Schumacher nach seinem Wechsel zu Ferrari auf
den dritten Titel warten. Im vorletzten Saisonlauf entschied er am 8.
Oktober 2000 in Suzuka das packende Duell mit Mika Häkkinen zu seinen
Gunsten und erlöste damit die Fans der Scuderia, die eine 21 lange
qualvolle Jahre auf einen erneuten Fahrertitel für Ferrari hatten
warten müssen.
Emotionen
"Grazie, grazie", bedankte sich Schumacher bewegt bei seinem Team.
Diese WM habe ganz spezielle Emotionen ausgelöst, weil er zuvor drei
Mal knapp mit Ferrari gescheitert war. "Zudem musste Ferrari 21 Jahre
warten und die Geschichte Benettons ist nicht so groß. Von daher
bedeutet mir dieser Titel mehr."
Im Spaziergang zum vierten Titel
Fast im Spaziergang verteidigte Schumacher 2001 diese WM-Krone
erfolgreich: Schon nach 13 von 17 Rennen stand er bei seinem bisher
schnellsten Titelgewinn als Champion fest. "Die bisherigen Siege und
Weltmeisterschaften sind etwas ganz Besonderes. Aber nichts im
Vergleich zur Art und Weise, wie wir ihn dieses Jahr geschafft
haben", betonte er nach dem vierten Titel.
"Ich liebe euch alle"
Mit neuem Punkte-Weltrekord (123), neuem Rekord-Vorsprung (58) und
zum dritten Mal neun Siegen deklassierte "Schumi" den schottischen
Silberpfeil-Piloten David Coulthard. "Ich liebe euch alle. Ihr seid ein
Superteam", stammelte er nach seiner Triumphfahrt am 19. August in
Budapest zu Tränen gerührt in den Boxenfunk. "Vergebt mir, verzeiht
mir, ich kann nicht viel mehr sagen."
(APA/dpa)