Rom/Wien - "Wir bringen unsere Beteiligung an Telekom Austria sicher an die Börse. Aber nicht zum gegenwärtigen Preis. Wir haben mit dem Börsengang Zeit." Marco Tronchetti Provera, der Konzernchef von Telecom Italia (TI), versicherte auf STANDARD-Anfrage beim TI-Technologietag in Rom nur, dass die Österreich-Beteiligung (29,8 Prozent) "früher oder später" verkauft werde.In Unternehmenskreisen gilt es mittlerweile sogar als unwahrscheinlich, dass der zweite Börsengang, bei dem der TI-Anteil unter 20 Prozent fallen soll, überhaupt noch heuer über die Bühne geht. Fix ist, dass TI Ende April 2003 ihre weit reichenden Rechte aus dem Syndikatsvertrag mit der ÖIAG verliert - egal, ob alles verkauft wurde oder nicht. Die TA-Aktie reagierte auf die italienische Bremsaktion am Freitag mit Abschlägen bis zu 2,4 Prozent auf 8,52 EURO. Rückzug abgeschlossen So gut wie abgeschlossen ist inzwischen der Rückzug der TI auf die "strategischen Länder" Italien, Griechenland, Türkei und Südamerika. Slowenien und Kroatien hat die TI-Gruppe seit dem Verkauf der A1-Mobilkom-Austria-Anteile an die TA bereits aufgegeben. Damit ist das 2001 verkündete Verkaufsprogramm zur Schuldentilgung großteils realisiert: Von den angepeilten sechs Mrd. Euro (fünf Mrd. ohne Olivetti) wurden bereits 4,4 Mrd. EURO lukriert. Darin nicht enthalten sind dem Vernehmen nach die 690 Mio. EURO für das A1-Viertel, die aus bilanztechnischen Gründen erst im zweiten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres verbucht werden sollen. Schuldenberg soll bis 2004 weg Insgesamt will TI den Schuldenberg bis 2004 auf 28 Mrd. Euro abbauen. Im Juli 2001 betrugen die Nettoverbindlichkeiten von TI und der Dachholding Olivetti 42 Mrd. EURO, Ende 2002 sollen sie mittels Einsparungen und Personalabbau - "nur" mehr 34 Mrd. EURO betragen. Ausständig sind heuer noch die Veräußerung der Satellitentochter Telespazio und Immobilienverkäufe im Wert von einer Mrd. EURO. Und Kosteneinsparungen im Ausmaß von zwei Mrd. EURO bis 2004. Insgesamt dürfte sich der TI- und Pirelli-Chef mit dem rigiden Spar- und Rationalisierungsprogramm "Luft" verschafft haben: Die TI sei nicht so stark von der allgemeinen Branchen- und Börsenkrise betroffen wie die Konkurrenz, sagte Tronchetti Provera. Falls sich eine günstige Gelegenheit biete, seien sogar kleine Zukäufe in den USA möglich. (Thesy Kness Bastaroli, Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Printausgabe 20.7.2002)