Natur
Tschechische Fabrik sitzt auf Quecksilber-Halde
Konzentration in einigen Bereichen bis zu 100.000 Mal höher als in normaler Erde - bei Überflutung droht Vergiftung der Elbe
Wien - In einer stillgelegten und verfallenen Chemiefabrik
des tschechischen PVC-Produzenten "Spolana" hat Greenpeace
alarmierende Mengen Quecksilber im Boden festgestellt. Die Konzentration des giftigen Schwermetalls liege demnach
in einigen Bereichen bis zu 100.000 Mal höher als in normaler Erde. Bei
einer Überflutung des an der Elbe gelegenen Fabrikgeländes könne das
Quecksilber den Fluss vergiften. Im Mai nahm Greenpeace Proben auf dem Firmengelände der ehemaligen
Chemiefabrik in Neratovice rund 25 Kilometer nordöstlich von Prag.
Die Untersuchung habe nun ergeben, dass sich bis zu mehrere zehn
Gramm hochgiftigen Quecksilbers in einem Kilogramm Boden befinden
würden.
Dazu noch Dioxin
Greenpeace habe schon seit längerem die Sanierung des verseuchten
Firmengeländes gefordert, hieß es in der Aussendung. Zudem warnte die
Umweltschutzorganisation vor der großen Dioxin-Gefahr, die von dem
Gelände ausgehe. In dem ehemaligen Staatsbetrieb sei von 1965 bis
1968 ein Herbizid produziert worden, das als Nebenprodukt in großen
Mengen Dioxin abgeworfen habe, sagte Greenpeace.
Der Prager Greenpeace-Sprecher Jan Haverkamp warnte, dass bei
Überflutung des Geländes das ausgespülte Dioxin sogar bis nach
Dresden gelangen und dort die Trinkwasserversorgung bedrohen kann.
Nur ein paar Meter Böschung würden das verseuchte Gebiet und die sich
darauf befindlichen Gebäude von der Elbe trennen, so Haverkamp. "Beim
nächsten Jahrhunderthochwasser droht der Elbe der Tod. Dioxine und
hochgiftige Quecksilberverbindungen werden direkt dorthin gespült",
erklärte der Chemie-Experte und Arzt Miroslav Suta vom Prager
Greenpeace-Büro.
Dauergift
Das weitgehend intakte Fluss-Ökosystem wäre damit in Nordböhmen
und weiten Teilen Deutschlands für lange Zeit zerstört. Das Ausmaß
könne selbst die Zyanid-Katastrophe im rumänischen Baia Mare
übertreffen, denn das Dauergift Dioxin habe eine Halbwertszeit von
mindestens 20 Jahren, so Greenpeace.
(APA)