Wien - Es ist wieder einmal soweit. Es sommert, und längst sind allerorts bereits die Freiluftbühnen aus dem Boden geschossen und versuchen den LiebhaberInnen musikalischer Freiluftgenüsse warme, wohlige Sommerklänge in die Ohren bzw. das Geld aus deren Taschen zu zaubern.Das heurige JazzFest in Wiesen, mittendrin in der harten Konkurrenz, wartet dabei mit gutem Programm auf, um Sommer-Sonnen-Jazzfest-Fans mit fein besetztem Line-Up auf ihre Kosten zu bringen. Die Sneaker Pimps, leider diesen Sommer sehr früh im Programm, werden den Anpfiff für ein erfrischendes, für die heimische Szene doch eher ungewöhnlich patriotismuskritisches Attwenger-Match geben. "diese gaunzn patriotn nationale idiotn" ... ... so eine der markantesten Zeilen der aktuellen Single von Attwenger. Sie benutzen zwar die "heimische" Sprache und damit in Verbindung gebrachte Instrumente (Knopfharmonika, Schlagwerk und Mundartgesang), befinden sich aber jenseits der gewohnt nationalistisch vor sich hin eiernden Volksmusik, wie nicht nur ihre Texte beweisen. Auf ihrer neuen LP "Sun" offerieren uns die "Mostschädln" Improvisationen im Stile der aus Kusturica-Filmen bekannten Besetzung mit Fred Frith und dem Boban Markovic Orkestar, wie in "Sie Dan", "Laara Disch" und mit "Huad", einem Song des serbischen Komponisten Lajko Felix. Und wer damit nicht eine furchtbar romantisch-leichte Liebesromanze á la "Black Cat White Cat" verbindet, ist einfach selbst schuld, bekommt jedoch gleich die nächste Chance mit Jovanotti - zwar ein bisschen schmalzig, aber das soll ja ein Typikum des intensiven Mittsommernachtstraums sein - eben romantische Gefühle zu hegen. kisses or wine? Morcheeba - die einen nennen es "Rock und Lärm", "hatscherte Beats" soll in diesem Zusammenhang auch schon gefallen sein, die anderen halten es für gepflegten TripHop. Und wer dazu nicht knutschen oder schlafen kann, soll einfach vom Küssen träumen. Durch die Sofa Surfers werden unsere Tanzbeine mit dem gewohnten, nicht destotrotz gern schmachtend gehörten sowie "gescheckten" Mix aus Dub wie auch Breakbeat-Takten für die argentinischen Tangostunden am Samstag gelockert. "queremos construir una vida mejor" Denn mit dem Statement "wir wollen uns eine neue Welt bauen", einer gelungenen Interpretation von Astor Piazzola, die sowohl textlich wie musikalisch nicht am Stand tritt sondern beiderorts konsequent den traditionell politisch argentinischen Tango weiterentwickelt, tritt Gotan Project an. "La Vida es una Milonga y hay que saberla bailar!"- "Das Leben ist ein Milonga (Tanz) und man muss wissen ihn zu tanzen" und somit auch leben (können). (aela/robo)