"Semperit" - im Jahre1906 hergeleitet aus "semper it", lateinisch für "er geht immer". Wird er auch, wenn es nach dem Continental-Konzern geht. Der Reifenmulti aus Hannover lässt die Marke im Gegensatz zum Traiskirchner Werk nicht sterben. Semperit-Pneus werden weltweit produziert und verkauft. Conti kaufte das defizitäre Reifenwerk 1985 von der mehrheitlich staatlichen Creditanstalt um 29 Mio. EURO. Zuvor wurde die Produktion von Gummiwaren in Schottwien - heute börsennotiert - abgespalten. Anfang der 70er-Jahre hatte Semperit Reifen rund 15.000 Mitarbeiter und war der viertgrößte Hersteller der Welt. Die Übernahme durch die Deutschen sollte eigentlich ein Bestehen des Werkes innerhalb eines internationalen Konzerns garantieren. Ein Jahr danach schrieb Semperit auch schon schwarze Zahlen. Ab 1995 tauchten aber Probleme auf: Mit dem EU-Beitritt fiel das lukrative Japan-Geschäft weg. Japanische Hersteller nahmen zuvor eine garantierte Menge Reifen ab, im Gegenzug wurden Nippon-Autos mit freundlich niedrigen Einfuhrzöllen belegt. Gleichzeitig wurde die Forschungs- und Entwicklungsabteilung abgezogen. 1996 brach der Konflikt mit Conti offen aus, als Maschinen ins Werk in Otrokovice wanderten. Bundeskanzler Franz Vranitzky wurde bei seinen Interventionsversuchen von Conti-Chef Hubertus von Grünberg kalt abgekanzelt. Wirtschaftsminister Hannes Farnleitner montierte vor Kameras Semperit-Reifen auf seinen Dienstwagen. Aber weder Posen noch Proteste der Belegschaft änderten einen Deut an den Langfristplänen Contis. Reifenbauen in Österreich ist den Deutschen zu teuer, eine Region verliert nach 102 Jahren Reifenproduktion den Leitbetrieb. (szem, DER STANARD, Printausgabe 19.7.2002)